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Wenn sich Menschen plötzlich für Fußball interessieren respektive begeistern, die zuvor beim runden Leder noch pikiert die Nase gerümpft haben, dann ist das grundsätzlich einmal positiv. Die Fußball-EM der Frauen schafft es offenbar, hierzulande neue Zielgruppen zu erschließen - zumindest solange die Kugel bei dem Großereignis rollt und solange das rot-weiß-rote Team erfolgreich ist. Und doch sollte man bei so manchen neu gewonnenen Claqueuren, die erst recht in die erste Reihe drängen werden, falls die ÖFB-Damen am Donnerstag neuerlich ins EM-Halbfinale einziehen und dabei die übermächtige Schwester Deutschland ausschalten, vorsichtig sein. Stichwort Politiker.
Denn von der Euphorie des Sensationslaufes 2017 blieb auch ungut die Vereinnahmung des ÖFB-Teams durch vorwiegend Frauenpolitikerinnen in Erinnerung, die sich penetrant ins Bild drängten, um danach nie wieder bei einem Frauen-Spiel gesehen zu werden. Besonders die Stadt Wien hat es zur Meisterschaft gebracht, einen pompösen Empfang auf dem Rathausplatz zu inszenieren, um danach den Fußball im Allgemeinen und den Frauen-Sport im Besonderen links liegen zu lassen. Nach wie vor fehlt wichtige Infrastruktur für die Spitzensportler (ÖFB-Zentrum, bitte kommen!), und die neue Heimstätte der Erfolgself ist mittlerweile Wiener Neustadt. Eine weitere Blamage für die selbst ernannte Sportstadt.
Und auch im Nachwuchs fehlen Initiativen, um mehr Wiener Mädchen zum Fußball zu bringen.
Daher sollte man den Politikerinnen ausrichten, dass es beim Frauen-Kick weiterhin und eigentlich nur um Sport geht, der viel mehr Unterstützung benötigt. Und es geht nicht um Ideologie, nicht um Politik, nicht um LGBTQ und nicht einmal um Feminismus.