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Politikberater Thomas Hofer hält das Rennen um die Chancen auf den Einzug in die Hofburg für alle Kandidaten für ausgeglichen.
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Wien. Politikberater Thomas Hofer, nicht verwandt oder verschwägert mit dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer, beurteilt für die "Wiener Zeitung" den Einstieg der FPÖ in das Rennen um das Amt des Bundespräsidenten.
"Wiener Zeitung":Die FPÖ bereitet mit der Kandidatur von Norbert Hofer offenbar ihre Regierungsfähigkeit vor. Sind die Freiheitlichen überhaupt fähig, einen moderaten Wahlkampf zu führen?Thomas Hofer: Ja, selbstverständlich. Das haben sie auch schon im Wiener Wahlkampf gezeigt, wo Parolen wie "Daham statt Islam" ausblieben. Man wollte in der Wortwahl nicht überziehen, weil es um eine große Wählerschaft gegangen ist. Für die Bundespräsidentschaftswahl gilt dasselbe. Hofer wäre dafür auch der falsche Kandidat, denn er war immer der Ausgleichende, der Stille. Aber klar ist auch: Es wird die Kraft des Faktischen wirken, auch weil es im April schon wieder wärmer ist und die Zahl der Flüchtlinge wieder ansteigen könnte.
Erwarten Sie einen Lagerwahlkampf?
Ja, sicher. Es gibt drei Kandidaten rechts der Mitte, wenn man Irmgard Griss hier dazuzählt, und zwei, die sich um 45 Prozent raufen (Alexander Van der Bellen und Rudolf Hundstorfer, Anm.). Im rechten Lager ist man sich sicher, dass 55 Prozent der Wähler ohnehin für Schwarz oder Blau stimmen. Das bedeutet aber noch nicht, dass Hofer die Stimmen einfach nur abzuholen braucht. Einerseits ist die Mobilisierung der FPÖ-Wähler für eine Bundespräsidentenwahl eher schwierig. Andererseits muss Hofer erst einmal bekannt gemacht werden.
Kann man einen Wahlausgang jetzt schon prognostizieren?
Nein, das Rennen ist völlig offen. Auch Griss, die bisher gute Umfragewerte hatte, wird durch den Einstieg des fünften Kandidaten einen Dämpfer erhalten. Sie hat auch ressourcentechnisch einen Nachteil. Es wird ein Feld, das relativ ausgeglichen ist. Gut möglich, dass jeder der fünf Kandidaten im ersten Wahlgang zwischen 15 und 25 Prozent erreicht. Es ist wirklich eine offene Partie.
Obwohl die Parteien versucht haben, die Bekanntgabe der Kandidaten hinauszuzögern, ist das nicht gelungen. Würden Sie sagen, dass der Wahlkampf zu lange dauert?
Ja. Ich halte das für einen sehr, sehr langen Wahlkampf. Da kann sehr viel passieren. Alleine bis zum ersten Wahlgang sind es noch beinahe 100 Tage - das ist für die Kandidaten sehr fordernd - dann kommen noch einmal vier Wochen bis zur Stichwahl.