Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Aus Anlass des 50. Todestages von Ferenc oder Franz Molnár (1878 bis 1952) erklang am Dienstag um 20.31 Uhr aus dem "Hörspielstudio" "Liliom" in einer Hörspielfassung aus dem Jahr 1970. Man muss sich das vorstellen: Michael Janisch als ungemein gescherter Liliom, der seine Juli gar nicht "prügelt", der ihr nur hie und da eine Watsch'n gibt, weil er einfach kein Geld hat. Martha Wallner gab die enervierend treu liebende Juli und Guido Wieland war der Linzmann. Auch wenn es nicht mehr ganz zeitgemäß ist, eine naturalistisch-sozialkritische Geschichte mit Hilfe des Himmels aufzulösen, so bleibt die Wirkung des Stücks um den brutalen Jahrmarktschreier mit weichem Kern unverändert.
Das Landesstudio Wien zeichnet für diese Meisterleistung verantwortlich, die heute kaum mehr möglich wäre. Nicht weil es keine Regisseure wie Julius Filip gäbe. Nein, nur weil es heutzutage kaum Geld für Hörspiele gibt, die mehr als zwei Personen brauchen. Also schreiben die Autoren Hörspiele, die in einer Welt spielen, in der nur eine oder zwei Personen vorkommen. Folglich ist die Hörspielwelt bisweilen arg klaustrophob. Die Literatur wird in den Landesstudios generell ausgehungert, wohl weil die Verantwortlichen lieber über Fragen der Methode (Sendeflächen statt Sendezeiten!) als über Inhalte nachdenken. Dafür wird der Sender Veranstalter: Im Innsbrucker "Kulturhaus" kommt Literatur vor - und zwar am ehesten dann, wenn sie den ORF nicht viel kostet, wenn nämlich die Autorenverbände die Honorare ihrer im ORF lesenden Mitglieder zahlen. Diese Geschichte erzählt man sich jedenfalls in Innsbruck.