Parfümerien und Lebensmittelhändler sind Branchensieger 2013.
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Wien. Ein bisschen kleinen Luxus zwischendurch: Den haben sich die Österreicherinnen und Österreicher im vergangenen Jahr trotz Jobunsicherheit und schwacher Einkommensentwicklung nicht nehmen lassen. Bei großen Anschaffungen hingegen wurde gespart. Ablesen lässt sich das an der Umsatzentwicklung der einzelnen Branchen im Einzelhandel.
Parfümerien und Drogerien machten mit kosmetischen Erzeugnissen um 3,5 Prozent mehr nominellen Umsatz, real waren es 2,4 Prozent. Der Lebensmitteleinzelhandel setzte um 3,1 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent mehr um. Studien hätten gezeigt, dass sich die Bevölkerung gerade in wirtschaftlich etwas raueren Zeiten zumindest beim täglichen Einkauf einen kleinen Luxus gönne, so Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch. Gespart wird anderswo: Einbußen gab es unter anderem bei Lederwaren, Möbeln, Bau- und Heimwerkerbedarf sowie Elektrogeräten und PCs.
Kaufzurückhaltung bei langlebigen Konsumgütern
Die Kaufzurückhaltung bei langlebigen Konsumgütern, die das Haushaltsbudget stärker belasten, bestätigt auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). "Angesichts der enttäuschenden Einkommensentwicklung und der erhöhten Arbeitsplatzunsicherheit waren die privaten Haushalte 2013 in ihren Konsumausgaben sehr zurückhaltend. Insbesondere die Anschaffungen von Autos und anderen dauerhaften Konsumgütern wie etwa Möbel blieben weit unter dem Vorjahresniveau", so die Wirtschaftsforscher. Das reale Minus bei langlebigen Konsumgütern lag laut vorläufigen Zahlen bei 4,8 Prozent.
Insgesamt verbuchte der stationäre Einzelhandel 2013 ein reales Umsatzminus von 0,9 Prozent, obwohl das Weihnachtsgeschäft die Erwartungen übertraf. Die umsatzstarken Einkaufstage kurz vor dem Heiligen Abend und die Tage nach den Feiertagen sorgten hier für ein positives Finish, sodass ein nominelles Weihnachts-Umsatzplus von einem Prozent auf 1,53 Milliarden Euro (inklusive Umsatzsteuer) zustande kam. Inklusive Internetkäufen im Weihnachtsgeschäft errechnet sich ein Gesamtumsatz von 1,61 Milliarden Euro.
Absolut betrug der Nettoumsatz der Einzelhändler im Vorjahr 54,4 Milliarden Euro. Dazu kommen noch 2,6 Milliarden Euro aus dem österreichischen Internethandel. Die durchschnittlichen Verkaufspreissteigerungen im Einzelhandel betrugen 1,9 Prozent, während der Verbraucherpreisindex um 2 Prozent stieg.
Obwohl de facto nur eine einzige Branche ein nennenswertes reales Wachstum verzeichnete, ist Lorentschitsch überzeugt, dass "der große Tanker Einzelhandel" wieder an Fahrt aufnehmen wird. Laut Umfrage der KMU Forschung Austria erwarten 23 Prozent der Händler eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung - im Vorjahr waren es nur 17 Prozent gewesen.
Trotz Großinsolvenzen wie jene von Niedermeyer oder Dayli ist im vergangenen Jahr die Zahl der Mitarbeiter im heimischen Handel um 0,6 Prozent oder 1600 Personen auf rund 283.000 gestiegen. Lorentschitsch betont: "Geringfügig Beschäftigte sind in dieser Zahl nicht enthalten."
Neue Karriereperspektiven für Handelsmitarbeiter
Beschäftigte im Handel können sich spätestens ab diesem Herbst in einer eigenen Berufsakademie auf Hochschulniveau weiterbilden und Kompetenzen als Führungskraft erwerben. Der neue Lehrgang "Akademische/-r Handelsmanager/-in" (AHM) sowie das Masterprogramm "MSc Handelsmanagement" - Dauer jeweils zwei Semester, Gesamtkosten 12.500 Euro - werden von der Bundessparte Handel, dem Wifi und der Fachhochschule Wien der Wirtschaftskammer Wien gemeinsam angeboten.
Zielgruppen sind neben Personen mit abgeschlossener Lehre plus Berufserfahrung auch Wieder- und Quereinsteiger in den Handel, Unternehmensnachfolger sowie Gründer von Handelsunternehmen - die Matura ist also nicht zwingend notwendig.
Die Lehrgänge starten zunächst in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Salzburg. Vermittelt wird Wissen in den Bereichen BWL, Recht, Warenmanagement, Rechnungswesen, Marketing & Sales, Mitarbeiterführung, Arbeitsrecht und Projektmanagement. Inhaltlich sind die Lehrgänge modulartig aufgebaut und schließen mit einer berufspraktischen Projektarbeit beziehungsweise einer Masterthese. WKO-Präsident Christoph Leitl lobt die neue Ausbildung als "Musterbeispiel für eine bessere Durchlässigkeit des österreichischen Bildungssystems".