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Es mangelt an elektrischen Zapfsäulen

Von Julia Urbanek

Wirtschaft

Dichteres Netz an Ladestellen nötig. | 100 Kilometer im Elektro-Auto kosten 3 bis 4 Euro. | Linz/Wien. 250.000 Elektrofahrzeuge für das Jahr 2020 strebt die österreichische Energiestrategie an, die im März von Lebens- und Wirtschaftsministerium präsentiert wurde. Das sind fünf Prozent der für 2020 prognostizierten registrierten Pkw. Die für die Fahrzeuge benötigte Energie soll aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Hohe Benzinpreise und Umweltkrisen lassen immer mehr Menschen den Umstieg auf einen ökologischen fahrbaren Untersatz überlegen.


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Ein Blick auf Österreichs Straßen zeigt aber, dass der Weg noch ein weiter ist - Elektroautos sind im Straßenverkehr noch selten auszumachen. "Allgemeine Zugänglichkeit von Ladeinfrastruktur für alle Nutzer von Elektrofahrzeugen" ist eine Voraussetzung in der Energiestrategie, die die Erfüllung des Ziels begleiten soll. Bis heute sind rund 3000 Ladestationen für E-Fahrzeuge in Österreich installiert, wie der Tankstellenfinder www.elektrotankstellen.net zeigt. Führend ist Niederösterreich mit 1280 Tankstellen, Wien liegt mit 122 Tankstellen auf Platz sieben der Bundesländer. Die Wien Energie hat mit ihren "Tanke"-

Ladestationen 21 Auflademöglichkeiten im Einsatz, neben Standorten an der Mariahilfer Straße und bei der Fernwärme Wien setzt man durch Kooperationen vor allem auf Hotspots in Park-and-Ride-Anlagen und Garagen.

In Wien wolle man eher den öffentlichen Verkehr forcieren und nicht "durch planlose Erstellung von Tankstellen den Individualverkehr pushen". Die Nutzung der bestehenden Ladestationen sei derzeit eine "noch sehr überschaubare, da es noch zu wenige Fahrzeuge gibt", sagt Jürgen Halasz von der Wien Energie. "In der Mariahilfer Straße laden derzeit im Schnitt fünf Personen pro Woche ihre vierrädrigen E-Fahrzeuge auf."

Kunden sind vorbereitet

Das erste Elektroauto, das weltweit in Großserie hergestellt wird, könnte nun etwas mehr Dynamik in den Markt bringen. Seit Dezember 2010 ist der i-MiEV von Mitsubishi auf dem Markt, bis Mitte April wurden 125 Fahrzeuge ausgeliefert, mit einem Listenpreis von 35.900 Euro. "Die Kunden haben für eine E-Infrastruktur meist schon vorgesorgt", sagt Friedrich Sommer vom österreichischen Mitsubishi-Vertreter Denzel. Geladen werde oft an 230-Volt-Steckdosen zu Hause und am Arbeitsplatz und die Fahrstrecke akribisch nach Ladestationen durchgeplant.

"Für eine weitere Verbreitung wäre ein dichteres Netz an E-Infrastruktur speziell in den Ballungszentren, den großen Shoppingtempeln und im näheren Umland wichtig", sagt Sommer. Neben den 230-Volt-Tankstellen, bei denen ein Ladevorgang immerhin sechs Stunden dauert, wären auch mehr Starkstrom-Schnellladestationen mit 400 Volt notwendig, wo das Auto binnen 30 Minuten auf 80 Prozent seiner Ladekapazität kommt.

Wer in Wien sein Auto an den "Tanke"-Stationen aufladen möchte, muss sich mittels Karte an der Ladesäule registrieren. Der fällige Betrag für das Tanken wird quartalsweise abgerechnet. Die Stromkosten für 100 Kilometer im E-Auto kommen dabei auf 3 bis 4 Euro. In Oberösterreich hat das Elektronikunternehmen Keba seine Ladestation KeContact auf den Markt gebracht, Kunden sind etwa die Linz AG und die Energie Steiermark; bei ausgewählten Merkur- und Bellaflora-Filialen können Kunden ihr Auto an Keba-Stationen während des Einkaufs gratis aufladen. Das Elektrotechnikunternehmen Mehler aus Steyr hat ebenfalls eine Ladestation entwickelt, die "E-Zapfsäule" (4 Steckplätze) ist beispielsweise bei der EVN oder beim steirischen Schokoladeproduzenten Zotter im Einsatz.

Förderung durch Fonds

Das Errichten von mehr Ladestationen soll durch Unterstützung des Klima- und Energiefonds forciert werden. Betriebe und Gemeinden können Förderungen für bis zu 50 Ladestationen beantragen. Diese belaufen sich für E-Fahrräder und Scooter auf 250 Euro und für E-Autos auf 500 Euro. Voraussetzungen dafür sind die Verwendung von Ökostrom und ein Einbringen des entsprechenden Antrages bis 31. August 2011.

Engpass bei den Investitionen

(hes) Eigene Konzepte von Umwelt-, Verkehrsminister, Wirtschaftskammer, etliche Modellregionen, Förderung des Klima- und Energiefonds, Industrieplattformen - der planerische Wildwuchs in Österreich ist mehr Schaden als Nutzen für die Marktreife von E-Autos, so eine A.T.-Kearney-Studie. Ungeklärt ist die Kernfrage der Ladestationen-Finanzierung. Pro E-Fahrzeug sollten 1,2 bis 2,6 Ladestellen vorhanden sein: Bis 2020 wären das 150.000 "Stecker", davon 20.000 in öffentlicher Hand und 35.000 halböffentlich (Parkhäuser, Shoppingcenter etc.). Für die Errichtung werden 320 Euro (private Ladestelle) bis 6350 Euro (öffentlich) veranschlagt. Der Stromverkauf würde den Betrieb nicht decken.

Bis 2020 müssten aber 330 Millionen Euro in die Lade infrastruktur investiert werden, davon 160 Millionen öffentlich. 2030 wären dann schon 1,33 Milliarden Euro nötig.

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