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Mittwochabend, leichter Regen, keine Parkplätze in der Wiener Innenstadt. Deutlicher kann der Niedergang des österreichischen Fußballs nicht manifest werden. Denn an diesem Abend spielte bekanntlich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft in Prag gegen Tschechien im "Spiel der letzten Hoffnung" um die Chance, an der EM 2004 teilzunehmen, und der ORF übertrug live. Waren einst bei solchen Spielen die Straßen wie leergefegt (und bei Regen umso mehr), ist im Jahr 2003 alles anders. Gleich geblieben ist jedoch das Wesen der ORF-Kommentatoren. Robert Seeger ist nach wie vor ein Gefühlsmensch und kein rationaler Analytiker. Er glaubt noch, dass Unmögliches möglich wird, dass der Wille Berge versetzen kann oder dass sich Klasse immer durchsetzt, speziell dann, wenn sie der Gegner hat. Letztendlich gibt es immer eine Gerechtigkeit, und wenn nicht, dann zumindest noch Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Beim ORF "menschelt" es und das ist, speziell im Vergleich zu deutschen Kommentatoren, zumindest im Augenblick der Niederlage eine Wohltat.
Dass natürlich jede positive Seite auch einen negativen Aspekt hat, braucht nicht verheimlicht zu werden. Analytiker Herbert Prohaska vermeidet jegliche Kritik an seinem Freund und Kollegen Hans Krankl und wirkt deswegen deutlich verklemmter als bei den Champions-League-Übertragungen. Diese Haltung ist menschlich verständlich und sei Schneckerl nicht übel genommen, denn ewig wird der Held von Cordoba wohl nicht Teamtrainer bleiben.