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Nachhaltige Lösungen für die Mobilität sind gefragt - ganz ohne Autos wird es aber nicht gehen.
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Mobilität ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität, ganz egal wann und ganz egal wo. Ob in der Stadt oder am Land - die täglichen Wege wollen und müssen zurückgelegt werden. Beschäftigt man sich in der Bundeshauptstadt aber vor allem damit, ob am Wochenende oder in der Nacht zehn Minuten Wartezeit auf die nächste U-Bahn zumutbar sind, geht es anderswo darum, ob überhaupt ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht. Nicht die Erhöhung der Bequemlichkeit, sondern die grundsätzliche Möglichkeit, von A nach B zu gelangen, steht auf dem Land im Vordergrund. Dabei ist das Auto nach wie vor nicht wegzudenken. Auch in Zukunft werden Menschen in ihren Pkw steigen (müssen), um von ihrem Wohnort in die Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt oder zum nächsten Bahnhof zu gelangen. Die Herausforderung ist jedoch, wie wir die Hauptachsen attraktiv gestalten und den motorisierten Individualverkehr intelligent damit verknüpfen, etwa mit Park&Ride-Anlagen, Mitfahrgelegenheiten und Anrufsammeltaxis. Ganz ohne Auto wird es nicht gehen, aber wir müssen Angebote zum Umsteigen und zur Kombination anbieten.
Und wir müssen von Anbeginn an die Mobilität mitdenken, also bereits bei der Widmung und Planung von neuen Siedlungen, Betriebsgebieten oder Freizeiteinrichtungen und Spielplätzen. Eine kluge und vorausschauende Planung fragt daher zunächst nach den Bedürfnissen der Menschen und denkt dabei schon die passende Verkehrslösung mit. Den Schlüssel dazu haben die Gemeinden häufig auch selber in der Hand. Beispiele dafür gibt es genug: Die Vorarlberger Gemeinde Wolfurt hat nicht einfach den Bau von zusätzlichen Straßen, sondern viel grundsätzlicher die Erhaltung der Lebensqualität als zentrales Ziel ihres Verkehrskonzepts festgeschrieben, mit dem "Wolfurter Weg" soll das gute Miteinander gestärkt werden. Im Zentrum steht die gegenseitige Rücksichtnahme auf schwächere Verkehrsteilnehmender wie Kinder und Senioren, Fußgänger und Radfahrer. Und auch auf die Bedürfnisse von lärmgeplagten Anrainern wird dezidiert Rücksicht genommen. Vier Fahrradstraßen, die Neugestaltung von Kreuzungspunkten und Tempo 30 auf allen Nebenstraßen wurde daher gemeinsam festgelegt. Unter dem Titel "Hinterstoder sanft mobil" wurde in der oberösterreichischen Gemeinde der öffentliche Verkehr besser vernetzt und ein neuer Tälerbus ins Leben gerufen. Und für Fahrräder gibt es eigene Lufttankstellen.
Ein weiterer relativ einfacher, aber umso wichtigerer Mosaikstein ist die Gestaltung von Haltestellen. Komfortable Haltestellen sind gut beleuchtet und überdacht. Älteren Fahrgästen bieten sie genügend Sitzplätze und gut lesbare Fahrplan- und Kontaktinformationen. Für Radfahrer wiederum ist eine ausreichende Anzahl von guten Abstellplätzen wichtig. Alles relativ kleine Maßnahmen, die aber oft den Unterschied ausmachen können.
Thema der Zukunft ist ganz klar die Elektromobilität. Und diese Zukunft hat schon begonnen, das Interesse ist enorm: Im Frühjahr dieses Jahres kamen über 8000 Besucher zum e-Mobilitätstag auf den Wachauring nach Melk, um die neuesten Modelle zu testen. Doch um die Elektromobilität in die Breite zu bringen, braucht es nun vier Maßnahmen:
Attraktive Förderungen: Die Bundesregierung arbeitet an neuen Fördermaßnahmen. In Niederösterreich gibt es bereits eine Förderschiene für Private, Gemeinden und Vereine, die gut angenommen wird - eine Ausweitung durch den Bund ist absolut zu begrüßen.
Flächendeckende Ladeinfrastruktur: Es braucht die notwendigen Schnell-Ladestationen an zentralen Plätzen im Ort; beim Wohnungsbau und beim Bau von Betrieben und Einkaufszentren müssen sie von Anfang an mitgedacht werden.
Praktische Vorteile: Die Öffnung von Busspuren oder Gratis-Parken bringt das E-Auto in die Pole-Position gegenüber Benzin und Diesel.
Tägliche Vorbilder: Auch bei der Elektromobilität sind die Gemeinden Vorreiter und Vorbilder. Sie ergänzen ihren Gemeindefuhrpark schon jetzt überdurchschnittlich oft mit Elektroautos. Mit Carsharing-Modellen stellen sie diese E-Autos zudem auch den Bürgerinnen und Bürgern zu Verfügung.
Klar ist: Mobilität kann man weder verbieten noch verordnen. Aber man kann umweltfreundliche und nachhaltige Lösungen aufzeigen, anbieten und forcieren. Schließlich haben wir jeden Tag zu entscheiden, auf welchem Weg es zur Arbeit, zum Einkauf, aufs Fußballtraining oder ins Wochenende geht.