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Die Tauben gurren es von den Dächern der Kärntner Straße: Die EMI, einer der ältesten Wiener Schallplatten- und nachmaligen CD-Läden, wird gegen Ende des Jahres schließen. Schuld ist nicht Corona, sondern die Geschäftspolitik von Warner: Man steigt zunehmend auf Streaming um. Die CD wird verschwinden und damit auch der CD-Handel.
Im schnelllebigen Pop-Bereich mag das angehen. Für den Klassik-CD-Markt ist es eine Katastrophe. Nicht nur, weil der Klassik-CD-Käufer das Produkt in Händen halten und im auf Papier gedruckten Begleit-Booklet die Informationen nachlesen will. Sondern, weil der Klassikmarkt traditionsgebunden ist. Aufnahmen von Dirigenten und Sängern der Vergangenheit sind Kulturerbe. Und das keineswegs nur, weil sie einzigartig wären, sondern weil sie eine Vergleichsmöglichkeit bieten. Das Klassikgeschäft, ob mit Aufnahmen oder live, lebt von solchen roten Fäden, die sich durch die Branche ziehen. Der Speicher dafür sind die aus der Mode gekommenen schwarzen und die aus der Mode gedrängten silbernen Scheiben. Man lädt eine Karajan-"Götterdämmerung" und eine Bernstein-Mahlerinterpretation aber nicht so nebenbei herunter wie das angesagteste Hip-Hop-Album der Minute.
Downloads sind löschbare Produkte, die zu einer Gesellschaft passen, die keine dauerhaften Werte kennt. Damit sind sie, genau genommen, das Gegenteil dessen, was der Klassik-Hörer erwartet.
Aber was bedeuten schon Klassik-Hörer? Schließlich geht es ums Geschäft, nicht um Kultur.