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+++ Eine jüngst veröffentlichte Studie wies nach: Auch Pflanzen produzieren Methan. | Die Autoren der Studie betonen, dass dies den Menschen keineswegs entlastet. | Heidelberg. Auch Pflanzen erzeugen einen erheblichen Anteil des Treibhausgases Methan: Seit ein internationales Forscherteam um Frank Keppler vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik dieses überraschende Studienergebnis in "Nature" (Bd. 439, S. 187-191) veröffentlichte, reißen die Berichte über diese "neue Quelle des Treibhauseffekts" nicht ab. Und gingen so weit, dass sich die Forscher nun zu einer dringenden Klarstellung veranlasst sahen.
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"Pflanzen sind eine natürliche Methan-Quelle und emittieren dieses Gas schon seit Hunderten von Millionen Jahren in die Atmosphäre", schreiben Thomas Röckmann, John Hamilton, Frank Keppler und Marc Brass und warnen vor falschen Interpretationen. Sie schätzen, dass durch die Vegetation pro Jahr 60 bis 240 Millionen Tonnen Methan und damit 10 bis 40 Prozent der weltweiten Methanemissionen freigesetzt werden. Doch was dies tatsächlich bedeutet, kann nur durch weitere Studien herausgefunden werden.
Weiter aufforsten?
Fest steht allerdings, dass es dem Team gelungen ist, ein Kapitel Wissenschaftsgeschichte zu schreiben, galt doch bisher als anerkannt, dass sich biogenes Methan nur unter Ausschluss von Sauerstoff bildet. Keppler: "Deshalb hat bisher einfach niemand genau hingesehen." Welcher chemische Prozess dazu führt, ist noch unbekannt, den aktuellen Erkenntnissen zufolge setzen aber lebende Pflanzen zehn bis 100 Mal mehr Methangas frei als abgestorbene.
Allerdings, so die Forscher nun, seien es "vielmehr die vom Menschen freigesetzten Mengen an Treibhausgasen, welche die Zusammensetzung unserer Atmosphäre ändern und einen anthropogenen Klimawandel bewirken". Sie weisen deshalb auch Spekulationen zurück, die Methangasfreisetzung aus Bäumen mache den klimatischen Nutzen einer Speicherung von Kohlenstoff durch Aufforstungsprogramme zunichte oder verschlimmere diese sogar:
"Nach unseren Schätzungen übersteigt der klimatische Nutzen einer Kohlenstoffspeicherung durch Aufforstung deutlich den verhältnismäßig kleinen negativen Effekt der Methanfreisetzung. Wir schätzen, dass der Effekt der Kohlenstoffspeicherung durch Bäume durch den Ausstoß von Methan um höchstens vier Prozent reduziert wird."
Demnach sollten sich Aufforstungsprogramme weiterhin positiv auf die Klimabilanz auswirken. Denn: "Das grundlegende Problem des globalen Klimawandels besteht in den gewaltigen Mengen an Treibhausgasen, die der Mensch durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen freisetzt."