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Von den 57.589 Lehrlingen, die 2014 zur Abschlussprüfung angetreten sind, sind 10.543 durchgefallen. Diese Zahl ist schlimm genug, aber es kommt noch ärger: Nur 4730 sind zur möglichen Wiederholungsprüfung angetreten. Zehn Prozent der Jugendlichen, die eine Lehre absolvierten, fehlt also nun der dazugehörige Abschluss - und damit eine ziemliche Chance im späteren Berufsleben.
Der Stillstand in der Bildungspolitik ist evident, doch nun scheint dieser Stillstand endgültig in der bisher so gelobten "dualen Ausbildung" angekommen zu sein. Und erweitert sich von der gewählten Politik auf die Sozialpartner. Sie haben die Lehrlings-Ausbildung in der Hand, vor allem die Wirtschaftskammer.
Es liegt wohl auch daran, dass die Lehrabschlussprüfung stark in der Eigenverantwortung der Lehrlinge liegt. Sie müssen sich vieles für diese Prüfung selbst organisieren, wenn Ausbildungsbetrieb und Eltern nicht dahinter sind. Das ist hart. Niemand würde in höheren Schulen auf die Idee kommen, ebenfalls 18-jährige Maturanten die Reifeprüfung selbst organisieren zu lassen.
Von Ausbildnern/Firmenchefs, Eltern und Berufsschulen sollte verlangt werden können, dass nach einer drei- oder vierjährigen Ausbildung auch die dazugehörige Prüfung absolviert wird. 18 Prozent Durchfaller und zehn Prozent "drop-out" sind kein Armutszeugnis mehr, sondern ein Riesen-Skandal.
Arbeiterkammer-Präsident Kaske hat recht, wenn er sich lauthals darüber beschwert, aber Sanktionen sind wohl der falsche Weg. Es muss der Wille zur Ausbildung verbessert werden. Viele Unternehmen bilden gar nicht mehr aus. Andere sind nicht in der Lage, die geforderten Fertigkeiten zu vermitteln.
Die Sozialpartner richten sich derzeit Unfreundlichkeiten zum Thema Lohnnebenkosten aus. Es geht um Feiertage, es geht um längere oder kürzere Arbeitszeiten. Doch es geht nie um Bildung. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass auch die Sozialpartner es derzeit nicht schaffen, sich auf die wesentlichen Zukunftsthemen zu konzentrieren und eine Lösung zu finden. Genau das war früher ihre Stärke.
2014 hat das - im Ausland als Positivbeispiel verkaufte - duale Ausbildungssystem 5813 Jugendliche ohne Berufsabschluss hingenommen. Sie sind die Arbeitslosen der Zukunft - und künftige Stammwähler extremer Parteien.