Zum Hauptinhalt springen

Es war dort oben wie beim Finale der Superbowl

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Washington - "Ich fühlte mich wie ein Footballspieler beim Finale der Superbowl", meinte einer der Piloten, die in der Nacht zum Montag an der ersten Angriffswelle gegen Afghanistan teilgenommen hatten in einer Videopressekonferenz des Pentagons für Presse und Fernsehanstalten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"The Guys", fünf Burschen, die unter den Decknamen Vinnie, Woodstock, Doc, Stinky und Chummer den Journalisten ihre Erfahrungen am nächtlichen Himmel über Afghanistan mitteilten, waren mit ihren B-52-Bombern von der Luftwaffenbasis in Whiteman, Missouri, zu ihrem Flug über drei Kontinente aufgebrochen, hatten 11.748 Kilometer ohne Zwischenlandung zurückgelegt, um nach weiteren 4.667 Kilometern Flug auf einer britischen Basis im Indischen Ozean zu landen, bevor sie in die Heimat zurückflogen.

Auf ihre Marschflugkörper hatten sie Worte wie "Für die Burschen von der New Yorker Feuerwehr", "Gemeinsam sind wir stark" und "Wir werden nie vergessen" geschrieben. Es habe während des Fluges keine Probleme mit dem Wetter gegeben, erzählen die fünf. Der Himmel war klar. Doc, für das Radar in einem der Bomber zuständig, meinte in der vom Pentagon veranstalteten Videopressekonferenz: "Es ist eine Arbeit. Der Präsident und alle Amerikaner wollten, dass wir heute Nacht das machen. Es ist egal, ob man aus Manhattan oder Washington ist. Wir sind alle Amerikaner und wir sind alle in dieser Geschichte drin".

Vinnie, der aus einer Soldatenfamilie stammt - der Großvater kämpfte im zweiten Weltkrieg, der Vater in Vietnam -, meinte, dass er während seiner Trainingsflüge größeren Gefahren ausgesetzt gewesen sei als in jener Nacht über Afghanistan. Als aus seinem Flugzeug die erste Bombe abgeworfen wurde, sei in der Kabine alles ruhig gewesen. "Wir haben nichts gesagt, auch weil wir zu besorgt waren, um uns Raum für Emotionen zu geben."

Während der 40 Stunden Flugzeit zum Einsatzort habe man in den zwei Milliarden Dollar teuren Flugzeugen Kreuzworträtsel gelöst, Zeitschriften gelesen und über Sport gesprochen, halt auch über das Superbowlfinale, dem fast jeder in den USA wie immer seit Wochen entgegenfiebert.