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Seit 1992 hatte ich zehn schöne und doch auch entbehrungsreiche Jahre lang die Ehre, das ORF-Programm kritisch zu würdigen. Nun nehme ich eine Auszeit, auf die ich mich mit einer Woche ganz ohne Fernsehkonsum vorbereitet habe. Und ich stelle fest, einzig die Nachrichtensprecher, auf Neudeutsch die Anchormen und -women, die einem ein bisschen wie entfernte Familienmitglieder vorkommen, habe ich ein wenig vermisst. Alles andere lässt sich zumal an schönen Sommerabenden leicht ersetzen.
Auf einer kleinen Rundfahrt durch halb Österreich ließ sich wieder einmal feststellen, dass der ORF sein Aushängeschild Ö1 nicht genügend stark ausstrahlt, sodass man, zum Beispiel auch im Mühlviertel hören könnte, was gehört gehört. Die tschechischen Sender dagegen beschallen Linz, dass man meinen könnte, sie revanchieren sich für die tschechischen Anti-Temelin-Schilder an der Strecke Linz-Wullowitz. Im Gegensatz dazu hat sich das Sender-Loch in Bayern stark gefüllt. Früher war zwischen Schärding und Kiefersfelden außer von Rauschen gefolgtem Krachen wenig zu haben. Nun kriegt man das Abendjournal ohne Probleme herein. Ich wette, die Tschechen würden das Musikprogramm ebenso gern genießen wie die Bayern . . . Der Bayer liebt nämlich nicht nur die Weißwurst, sondern auch die Musik: Das bayerische Fernsehen jedenfalls zeigte im Gegensatz zum ORF ein Styriarte-Konzert (Harnoncourt, Bartoli) in voller Länge. Wie gesagt, ich verabschiede mich nun von den Lesern dieser Seite und wünsche ein gutes Fernsehprogramm und wenn es das nicht gibt, dann wenigstens die Entschlusskraft zum Abschalten . . .