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Die Erleichterung, dass dieser Wahlkampf vorbei ist, ist den Kandidaten anzusehen - aber auch den Bürgern des Landes. Selten zuvor spielten die Schmutzkübel in solchen Kampagnen eine so große Rolle. Die Überdosis an Diskussionen in TV und Streaming-Diensten hat die Stimmung, "gut, dass es vorbei ist", noch befeuert. Die mittels vorgefertigter Textbausteine verbreiteten Polit-Botschaften der Kandidaten hatten zuletzt den Charme von "Columbo"-Wiederholungen.
Am Schluss war daher - auf der Suche nach Aufregung - jede inhaltliche Kritik am jeweiligen politischen Mitbewerber "dirty campaigning" - obwohl dies einfach zum Handwerk in jeder Wahlauseinandersetzung gehört.
Am Sonntag nach 17 Uhr wird der Adrenalin-Ausstoß in der Republik freilich wieder steigen. Drei Parteien rittern um den Wiedereinzug ins Parlament, drei Parteien um die Kanzlerschaft. So kurios es klingen mag, aber die FPÖ wird wohl insgeheim hoffen, nicht als Nummer 1 durchs Ziel zu gehen, denn dies würde ihre künftige Regierungsbeteiligung am sichersten vereiteln. Die - dank Sebastian Kurz - in jeder Umfrage voranliegende ÖVP wird hoffen, dass SPÖ-Chef Christian Kern eine Wahlniederlage politisch nicht überlebt, denn Kern würde bei Stimmenverlusten die SPÖ in die Opposition führen. Und das würde vermutlich die Koalitionsoption der ÖVP auf die FPÖ beschränken.
So wird also der Wahlsonntag manches "Schmankerl" bereithalten - wenn überhaupt ein valides Ergebnis vorliegt. Denn die vielen Wahlkarten werden endgültig bis kommenden Donnerstag ausgezählt, erst dann wird es ein "amtliches Endergebnis" geben. Bis dahin sind Verschiebungen der Stimmenanteile möglich.
Glaubt man den Umfragen - wovor ironischerweise am Freitag jene Meinungsforscher warnten, die sie durchführten -, wird es sowohl für Schwarz-Blau als auch für Rot-Blau eine Mandatsmehrheit geben.
Was jenen Mann ins Spiel bringt, den Österreich im Vorjahr monatelang wählen musste: den Bundespräsidenten. Alexander Van der Bellen wird ab kommender Woche recht viel zu tun haben. Natürlich wird er den Vorsitzenden der stimmenstärksten Partei mit der Regierungsbildung beauftragen. Doch das ging 1999/2000 bereits einmal schief.
Wichtig ist aber nun, dass möglichst viele Bürger wählen gehen. Also: Gehen Sie wählen, bitte!