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"Es wird nicht Hochkultur sein"

Von Ina Weber

Politik
Das Quartier mit Blick nach Westen: im Vordergrund der Schweizergarten mit 21er Haus und dem Krischanitz Turm.
© zoom.vp.at

Bis 2016/17 entsteht rund um den neuen Hauptbahnhof ein riesiges Viertel.


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Wien. Mit seiner Großmutter ist er noch in die Albertina gegangen, um ihn zu sehen, den berühmtesten aller Hasen von Albrecht Dürer. "Doch diese Zeiten sind für viele vorbei", sagt der Architekt, Visionär und nun Kulturprojekt-Verantwortliche für den neuen Stadtteil "Quartier Belvedere", Markus Spiegelfeld. Die heutige Jugend sei oft nicht mehr an Hochkultur interessiert. Was ihm und seinen Kollegen vorschwebt, ist ein neuer Stadtteil in Wien, der Büros, Wohnungen, Einkauf und Kultur miteinander verbindet. Und: "Es wird nicht Hochkultur sein, die es dort zu sehen gibt." Zumindest "kein fader Bürokomplex" soll es werden, das ist die Vorlage, die sie der großen Investorengruppe liefern können.

Noch nie wurde ein derart großer Stadtteil in Wien allein von privaten Investoren bewältigt. Insgesamt werden dort von einer Gruppe von Investoren zwei Milliarden Euro auf einer Fläche von rund 500.000 Quadratmetern investiert, der größte Investor ist die "Immorent Erste Group". Kooperiert wird laufend mit der Stadt Wien, immerhin erwartet man eine gute Zusammenarbeit mit den Kulturinstitutionen, ob in Form des Baues des neuen Wien Museums oder der Bespielung des geplanten "Kultur-Kubus" mit Festwochen-Veranstaltungen. Sie alle könnten dort eine Herberge finden. Die neue Kulturachse wird beim Schloss Belvedere im 3. Bezirk beginnend über den neuen "Kultur-Kubus" neben dem Hauptbahnhof bis zur "Ankerbrotfabrik Loft City" im 10. Bezirk laufen.

Ähnlich wie bereits jetzt in der früheren Ankerbrotfabrik will das neue Viertel neue Zugänge zu Kunst und Kultur finden. Schon diesen Sommer sollen brachliegende Flächen auf den Baustellen von Theatergruppen bespielt werden. Medienkunst, Projekte zum Mitmachen, zeitgenössische Musik, türkische Tanz- und Musikgruppen sind Beispiele, wie laut Spiegelfeld Kultur dort stattfinden wird. "Wir werden ein Programm bieten, dass Jugend und Familien anzieht und begeistert", sagt er.

Nicht alle wohnen rund um den 1. Bezirk, so entwickelt sich die Stadt nach außen hin weiter. Ein Beispiel ist für Architekt Spiegelfeld die Hauptbibliothek am Gürtel, die vom umliegenden Publikum gut besucht wird.

International ist für den Architekten das Centre Pompidou in Paris samt Bibliothek ein Vorbild. Auch der neue "Kultur-Kubus" soll Platz für lokale und internationale Kultur, Gastronomie, Verkaufs- und andere Flächen bieten. Bereits fix dabei sind das Linzer Ars Electronica Center und das Österreichische Filmmuseum, das sein Archiv dort öffentlich zugänglich machen will. Bis Mitte Februar wird sogar Thomas Krens, ehemaliger Chef des Guggenheim-Museums, ein Konzept für den geplanten "Kultur-Kubus" vorlegen.

Der Hauptbahnhof wurde im Dezember 2012 teileröffnet, 2015 soll er voll in Betrieb gehen. Der "Kultur-Kubus" wird aller Voraussicht nach ab 2014/15 gebaut. 2016/17 soll das "Quartier Belvedere" fertig sein. Es soll zu einem neuen Zentrum für Jugend, Familien und Touristen werden.