Bordbetriebsrat beziffert Kosten für Übergang zur Tyrolean auf 160 Millionen.
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Wien. Streikdrohungen des AUA-Bordpersonals gibt es vorerst keine. Was es freilich gibt, ist die Bereitschaft zu Gesprächen mit dem Vorstand. Das war, auf einen Nenner gebracht, das Ergebnis einer mehr als dreistündigen Betriebsversammlung am Montag.
Verhandeln will das fliegende Personal nun über die Bedingungen des zuletzt beschlossenen Betriebsübergangs zur AUA-Tochter Tyrolean. "Wir glauben, dass Verhandlungen möglich sind", sagte Karl Minhard, Chef des Bordbetriebsrats, vor rund 600 AUA-Piloten und -Flugbegleitern.
Die Zusammenführung der Betriebe von Austrian Airlines und Tyrolean, so wie sie vom Management angestrebt wird, ist den Belegschaftsvertretern ein Dorn im Auge. So käme ein Konzern-Kollektivvertrag (KV) für alle in Frage, wie es hieß. Zudem fordert der AUA-Bordbetriebsrat umfassende Sozialpläne, in denen ein Übervorteilungsschutz festgeschrieben werden müsse.
Der AUA-Vorstand blockt allerdings ab. "Die Zeiten des Verhandelns sind vorbei. Es wird nicht mehr verhandelt", sagte ein Sprecher der Airline zur "Wiener Zeitung". Mit dem Betriebsübergang zur Tyrolean will der Vorstand die Gehälter der AUA-Piloten einfrieren, die bisherigen automatischen Vorrückungen streichen und Pensionsprivilegien beseitigen. Auch flexiblere und längere Arbeitszeiten sollen mit der Umstellung auf den um 20 bis 25 Prozent billigeren Tyrolean-KV verbunden sein.
"Monatelanger Nervenkrieg"
Mit ihrem jetzigen Angebot, über den in dieser Form für 1. Juli geplanten Betriebsübergang verhandeln zu wollen, werden die Belegschaftsvertreter beim Vorstand also abblitzen. Die AUA-Führung - sie steht durch die Austrian-Airlines-Mutter Lufthansa unter hohem Erfolgsdruck bei der Sanierung - hatte den Umstieg in den Tyrolean-Vertrag vergangene Woche als überlebenswichtig bezeichnet.
Wie am Rande der Betriebsversammlung zu hören war, wird bei den Piloten befürchtet, dass die AUA im Lufthansa-Konzern überhaupt für Sandkastenspiele missbraucht wird, um zu sondieren, "was so alles reingeht". "Das ist dann nicht mehr unser Unternehmen", meinte ein Flugkapitän zur APA. Vielfach war am Montag von "monatelangem Psychoterror und Nervenkrieg" die Rede.
Wird der Übergang zur Tyrolean so durchgezogen, wie ihn der Vorstand geplant hat, kostet das laut Bordbetriebsratschef Minhard rund 160 Millionen Euro. In dieser Summe seien nicht nur Abfertigungen für ausscheidende AUA-Piloten enthalten, sondern unter anderem auch Umsatzausfälle wegen stillstehender Flugzeuge. Bei der AUA selbst hieß es dazu: "Die Summe ist nicht nachvollziehbar. Das sind Zahlenspielereien." Minhard rechnet damit, dass 200 bis 300 Piloten gehen. Die AUA hält diese Schätzung hingegen für weit überzogen.
Rechtliche Schritte will die Belegschaftsvertretung auf alle Fälle setzen. Das wurde in der Betriebsversammlung bekräftigt. Geklagt werden soll, sobald der Vorstand den Betriebsübergang einleitet.