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"Es wird nicht ohne grünen Wasserstoff gehen"

Von Michael Ortner

Wirtschaft
Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger für eine klimaneutrale Wirtschaft.
© stock.adobe.com / kelly marken

Der Einsatz von Wasserstoff sei für eine Senkung der CO2-Emissionen unverzichtbar, sind sich Experten einig.


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Wien. Dort, wo viel Energie verbraucht wird, fallen auch viele Emissionen an: Bei der Stahlherstellung, im Schwerlastverkehr oder etwa in Raffinerien. Wasserstoff kann Abhilfe schaffen. Das Gas kann - sofern es aus erneuerbaren Energien gewonnen wird - den Ausstoß von CO2-Emissionen verringern. Ohne diesen sogenannten grünen Wasserstoff, da sind sich Experten bei einer Fachtagung der E-Control einig, lassen sich die ambitionierten Klimaziele nicht umsetzen.

Noch sind viele Fragen zu klären. Wo wird Wasserstoff hergestellt? Wie wird das Gas transportiert? Wie soll es gekennzeichnet werden? Und wo soll Wasserstoff letztendlich eingesetzt werden? Fest steht, dass der Bedarf an dem Gas kräftig steigen wird. Aktuell werden in der EU 340 Terrawattstunden (TWh) Wasserstoff benötigt, bis 2050 rechnet E-Control-Vorstand Alfons Haber mit einer Verdreifachung des Bedarfs auf 1200 TWh.

Derzeit kommt hauptsächlich sogenannter grauer Wasserstoff zum Einsatz. Er wird aus Erdgas gewonnen: Pro Tonne Wasserstoff, die gewonnen wird, entstehen zehn Tonnen CO2. Grüner Wasserstoff aus Wind-, Sonne- und Wasserkraft macht gerade mal zwei Prozent weltweit aus.

Die EU, Deutschland und einige andere Staaten haben bereits eigene Wasserstoff-Strategien aufs Papier gebracht. Österreich hinkt nach, die Wasserstoff-Strategie sei in finaler Abstimmung, wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) im Interview mit der "Wiener Zeitung" kürzlich gesagt hat.

Klimaneutrale Stadtbusse

Wie Wasserstoff in einer Großstadt wie Wien eingesetzt werden kann, hat die Wiener Wasserstoff GmbH skizziert. Wien will bis 2030 klimaneutral sein, die Emissionen allein im Verkehrssektor sollen um 50 Prozent sinken. "Die Dekarbonisierung Wiens wird nur möglich sein, wenn wir einen erheblichen Anteil von grünen Gasen in das Energiesystem hineinbekommen", ist Gudrun Senk, Geschäftsführerin der Wiener Wasserstoff GmbH, überzeugt. Sie rechnet damit, dass im Großraum Wien 30 Prozent des Endenergiebedarfs durch grüne Gase gedeckt werden müssen.

Deshalb hat die Tochtergesellschaft von Wiener Netze und Wien Energie im Vorjahr eine Strategie entwickelt, wie Wasserstoff zum Einsatz kommen könnte. Geplant ist, dass Elektrolyseure und Speicher gebaut werden, um den Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen zu produzieren und speichern zu können. Über das Gasnetz wird der Wasserstoff eingespeist und transportiert, etwa auch zu Dampf- und Gaskraftwerken, wo das Gas als zusätzlicher Brennstoff zum Einsatz kommen kann.

Grüner Wasserstoff kann aber auch für die klimafreundliche Mobilität genutzt werden. Die Wiener Linien testeten im vergangenen Jahr erfolgreich einen Brennstoffzellenbus. Noch im Oktober 2021 soll er dann regelmäßig in Wien verkehren. Ebenfalls heuer geplant ist der Bau einer fixen Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur in Wien-Leopoldau, wo sich eine große Busgarage befindet. 2022/23 soll in Wien-Simmering eine weitere Wasserstoff-Tankstelle errichtet werden.

Wiener Wasserstoff will für die Elektrolyseure und Tankstellen mindestens 25 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren investieren. "Die Busse der Wiener Linien sind dabei noch gar nicht mitgerechnet. Sie kosten derzeit noch das Drei- bis Vierfache eines normalen Stadtbusses", sagt Senk. Außerdem sei der grüne Wasserstoff derzeit noch "Mangelware" und müsse von Partnerunternehmen zugekauft werden. Bald soll er aber in Wien erzeugt werden. Senk fordert aber geeignete Rahmenbedingungen. Die Wasserstofferzeugung müsse von Abgaben und Steuern befreit sein, die Infrastruktur gehöre gefördert. Und schließlich müsse grüner Wasserstoff auch einen entsprechenden Herkunftsnachweis bekommen.