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"Es wird schon nichts passieren"

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Heimische KMU vernachlässigen die Datensicherung, meint EMC-Österreichchef Martin Rajsp. Effiziente Datensicherung wird jedoch angesichts eines rasanten Anwachsens elektronischer Informationen zur Überlebensfrage.


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Im Jahr 2002 erzeugte jeder Mensch etwa 800 Megabyte (MB) an Daten, geht aus einer Studie der Universität von Berkeley, Kalifornien hervor. Zunehmende Korrespondenz via E-Mail, Geschäftstransaktionen online, Digitalfotografie und ähnliches werden dieses Datenvolumen künftig noch wesentlich steigern. Das stellt Unternehmen vor ein komplexes Problem: Wohin mit all den Daten? Was ist wichtig, was nicht und wie lange müssen Daten gespeichert bleiben? Datenspeicherung ist daher eine der großen Herausforderungen für die Zukunft in den IT-Abteilungen der Unternehmen.

"Mehr als 70% aller Ausgaben im Unternehmen werden künftig direkt oder indirekt für Datenspeicherung aufzuwenden sein", meint der Österreichchef des Speicherspezialisten EMC im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Zunahme an Informationen, die gespeichert werden sollten, wird jedoch durch den gleichzeitigen Preisverfall bei Speicherlösungen ausgeglichen, wiegelt Rajsp Sorgen um eine Kostenexplosion für die Unternehmen ab.

Geschäftsrelevante Daten wie Finanzdaten müssen in Österreich laut Gesetz sieben Jahre lang "fälschungssicher" aufbewahrt werden, die Speicherung von Mails ist hierzulande jedoch nicht geregelt. "Das ist eines der heißesten Themen der Zukunft", sagt Rajsp. Nicht alles muss aber erhalten bleiben. "Man darf sich auch der Thematik des Löschens nicht verschließen", so Rajsp.

Daten sind je nach ihrem Alter und Verwendungszweck unterschiedlich wertvoll. Dies sollte beim Speichern berücksichtigt werden. EMC hat hierfür das Konzept "Information Lifecycle Management" (ILM) entwickelt. Dabei werden Daten mittels intelligenter Software von der Entstehung über die Nutzung bis zur Archivierung und Vernichtung kontinuierlich bewertet und möglichst kostengünstig automatisch gesichert.

Datensicherheit kann zur Existenzfrage werden

"Heimische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) legen bei der Datensicherung ein geradezu sträflich nachlässiges, wenn nicht sogar semikriminelles Vorgehen an den Tag", weiß Rajsp aus der Praxis. Mehr als 90% aller Firmen in Österreich leben nach dem Prinzip "Es wird schon nichts passieren".

"Viele Unternehmen, deren Existenz beispielsweise von einer reibungslosen Produktion abhängt, haben ihre IT-Landschaft auf Zufall und Glück ausgelegt. Wenn ich an das Jahrhunderthochwasser 2002 denke, da sagte jemand: Warum soll ich gerade jetzt meine Daten sicherer aufbewahren, das war sowieso ein Jahrhundert-Hochwasser!" Am besten seien hierzulande noch Finanzdienstleister und Großunternehmen gerüstet, so Rajsp. Ihnen sei am ehesten bewusst, dass Datenverlust zu finanziellen Schaden führt.

"Auch KMU müssen sich aber überlegen, wie lange es im Fall des Falles maximal dauern darf, bis wieder gearbeitet werden kann", meint Rajsp. EMC wolle sich daher künftig verstärkt um den Bereich KMU kümmern, der bisher "vernachlässigt" wurde.