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Es wurde Blair zuviel

Von Anna Tomforde

Politik

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Zwei Skandale in knapp über zwei Jahren sind zu viel. Als sein "Lieblingsminister" ihn erneut in tiefe politische Bedrängnis zu bringen drohte, bekam Premierminister Tony Blair es mit der Angst zu tun. Stürmisch und ohne jedes Zögern besiegelte der Premier die Karriere von Nordirland-Minister Peter Mandelson (47). Mit ihm verliert Blair auch den Mann, der für das Projekt "New Labour" verantwortlich zeichnet und auserkoren war, die im Frühjahr anstehende Unterhauswahl für Labour als Chefstratege zu bestreiten. Mandelson stolperte über die Tatsache, dass er einem reichen indischen Geschäftsmann angelbich gegen Bares einen britschen Pass besorgte. Noch zu frisch war die Erinnerung daran, dass es Mandelson war, der kurz vor Weihnachten 1998 - damals als Industrieminister - ähnlich spektakulär aus dem Kabinett ausgeschieden war. Damals hatte er zugeben müssen, von

einem wohlhabenden Parteifreund einen privaten Kredit in Höhe von 373.000 Pfund (8,09 Mill. Schilling) für den Kauf eines Hauses im Londoner Nobel-Stadtteil Notting Hill angenommen zu haben. Viele waren erstaunt, als Mandelson zehn Monate später mit der Übernahme des Nordirland-Portfolios wieder an den Kabinettstisch zurückkehrte.

Zunehmend wurde Labour von seinen Kritikern vorgeworfen, das Verhältnis der Partei zu Macht und Geld unterscheide sich kaum noch von dem "konservativen Sumpf", den Blair mit "New Labour" ausrotten wollte. Erst eine jüngste Kontroverse über Parteispenden in Millionenhöhe habe beim Wähler den Eindruck verstärkt, dass "Labour auch nicht besser ist", sagte ein politischer Beobachter am Mittwoch.