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Es würde sich lohnen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Die Gewerkschaft hat mit ihrem überwältigenden Erfolg der "Lohnsteuer runter"-Kampagne auch Luft aus den Kollektivvertragsrunden genommen. Der Metaller-Abschluss in Höhe von 2,1 Prozent ist angesichts der Debatte, die Reallöhne zu erhöhen, eher gering. Genau eine solche Steigerung sollte aber der Fall sein.

Das Problem dabei: Die Globalisierung macht den Lohnrunden das Leben zunehmend schwerer. Investitionen sind fast überall möglich, und die Löhne Österreichs zählen bereits zu den höchsten in Europa. Es geht also um die Produktivität, und die ist in Österreich immer noch sehr gut - die Lohnquote sinkt seit Jahren. In diesem Umfeld ist der Abschluss vernünftig.

Wie viel von den plus 2,1 Prozent netto beim Einzelnen ankommt, liegt also an der Lohnsteuer und den Sozialversicherungsbeiträgen. Bei der Lohnsteuer ist eine Senkung grundsätzlich beschlossen, wie die ausschauen wird, allerdings noch nicht. Hier ist die Regierung am Zug.

Bei den Sozialversicherungsbeiträgen ist überhaupt noch nichts akkordiert, da sind es wieder die Sozialpartner, die sich etwas einfallen lassen sollten. Die Reise ist auch hier klar: Senkung der Beiträge für niedrigere Einkommen, dafür eine Erhöhung der Höchstbemessungsgrundlage.

Mehr Netto vom Brutto hat also immer weniger mit den Lohnabschlüssen zu tun, sondern mit den vielen Abgaben, die am "Faktor Arbeit" hängen.

Aber auch die industrielle Entwicklung macht es den Sozialpartnern nicht gerade leichter, ihr System der Kollektivverträge aufrechtzuerhalten. "Industrie 4.0" bedeutet eine Automatisierung der Produktion in globalem Maßstab. Mit nationalen Vereinbarungen wird dies gar nicht mehr in Griff zu bekommen sein.

Noch ist es nicht so weit, doch dieser Weg ist vorgezeichnet. Er bietet den Arbeitgebern Vorteile, da Gewerkschaften national organisiert sind. Europäische Gewerkschaften, die europaweite Kollektivverträge abschließen, sind nicht zu sehen. Dafür sind nicht nur die Gewerkschaften selbst, sondern auch die Lohnfindungs-Regelungen insgesamt zu unterschiedlich.

Am Ende des Tages wird es aber auch in dieser Frage nicht ohne europäische Spielregeln gehen. Die nationalen Regierungen lösen sich nur zögernd von ihren Kompetenzen. Ob die Sozialpartner dies besser machen können, wird sich zeigen. Es würde sich jedenfalls lohnen.