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Lebensmittelrecht der Slowakei traditionell streng. | Kaum Bio- oder Light-Produkte.
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Pressburg. Der Internetauftritt des Bodenwirtschaftsministeriums ist eine Ausnahme in der an sich recht eintönigen virtuellen Welt politischer Institutionen der Slowakei. Munter wird dort über die Qualität von Lebensmitteln diskutiert, was in dem Nachbarland schon fast eine Sensation ist.
An sich steckt der Verbraucherschutz noch in den Kinderschuhen. Jedoch sind die Bestimmungen für die Erzeugung und den Verkauf von Nahrungsmitteln - in der Regel werden sie spätestens zwei Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums deutlich verbilligt angeboten - schon seit langem deutlich strenger als in vielen anderen EU-Ländern.
Mancher ernährungsbewusste Tourist mag in den Lebensmittelgeschäften zunächst die Nase rümpfen, weil er nicht allzu viele "Bio"- oder "Light"-Erzeugnisse finden wird. Tatsächlich stellen sich die slowakischen Lebensmittelerzeuger erst ganz allmählich auf die Essgewohnheiten von westlichen Ausländern in der Slowakei oder ihrer Abnehmer in der EU ein.
Die Slowaken schwören nach wie vor auf Traditionelles, das im eigenen Land produziert wurde, vor allem auf Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte, Getreide sowie Wein, Sekt und Bier. Bei Essen und Trinken geht aus der Sicht vieler nichts über die Marke "domáci", was geradezu für eine Weltanschauung steht - wenngleich das Wort nüchtern als "Hausmacher-Art" oder "aus heimischer Produktion" übersetzt wird.
Frei von Gentechnik
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Bei der Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken dürfen im EU-Vergleich nur relativ wenig Farb- und Konservierungsstoffe beigemengt werden, etliche Produkte wie Tofu sind darüber hin aus laut Kennzeichnung "aus gentechnisch unbehandelten Ausgangsstoffen hergestellt".
Vertrauen in Heimisches
Ungeachtet eines reichlich unappetitlichen Skandals um den unerlaubten Verkauf von verdorbenem Fleisch im Vorjahr - hier wurden übrigens ausländische Supermarktketten als Hauptschuldige ausgemacht - ist das Vertrauen der Slowaken in die Güte ihrer Lebensmittel in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Der massenhafte Vertrieb von importiertem Obst und Gemüse zweiter Klasse aus anderen EU-Ländern in den Hypermärkten lässt sie erst recht zum saftigen Apfel greifen, wie er auf den traditionellen Märkten angeboten wird.
Viele sind darüber hin aus stolz darauf, dass die Slowakei im Vorfeld des EU-Beitritts den Kampf um die Bryndza-Herstellung für sich entscheiden konnte; zunächst war angezweifelt worden, ob die Methoden zur Produktion dieses streichfähigen und extrem leicht verderblichen Schafmilch-Käses überhaupt den EU-Anforderungen genüge.
Außerdem haben sich Butter und Käse zu Exportschlagern entwickelt und sind bisweilen in der Slowakei selbst schwieriger zu bekommen als noch vor einigen Jahren.