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500.000 Tonnen Brot landen in Deutschland jährlich auf dem Müll. Jeder zweite Kopfsalat wird weggeschmissen, noch ehe er den Verbraucher erreichen konnte. Der österreichische Durchschnittshaushalt kippt 100 Kilogramm Lebensmittel und somit 400 Euro pro Jahr in die Tonne. Hochgerechnet auf ganz Deutschland entspräche das dem Jahresumsatz von Aldi. Soweit die Fakten.
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Als Vorgeschmack auf ihre Themenwoche "Essen ist Leben" (zu sehen ab Samstag) brachte die ARD mit "Frisch auf den Müll" ein latent bei Erwin Wagenhofers Erfolgsdokumentation "We Feed the World" angelehntes Reflexionsangebot hinsichtlich unserer Ernährungsgewohnheiten. Dieses zeichnete das Sittenbild einer trotz Wirtschaftskrise zum Blindkonsum neigenden Wohlstandsgesellschaft, die beim Einkauf den Bauch für sich sprechen lässt. Ohne zu moralisieren, zeugte der Film von Bäckern, die bis zu 20 Prozent Überschuss produzieren, nur um konkurrenzfähig zu bleiben, und von Bauern, die jede zweite Kartoffel am Feld lassen müssen, weil sie für den Markt zu klein, zu groß oder zu hässlich wäre. Vor allem die Normierungstendenzen des Handels, der die geschmackliche Qualität zu Gunsten optischer Vorzüge schon längst aufgegeben hat, wurden kritisch betrachtet.
Wie man aus der "Not" zumindest vergleichsweise eine Tugend macht, erklärte eine aus Lebensmittelabfällen betriebene Biogas-Anlage, wobei auch deren Bemühen um Nachhaltigkeit nichts an der grundsätzlichen, ebenso betriebswirtschaftlichen wie ethischen Problematik wird ändern können. Die ARD sollte sich indes überlegen, warum sie die Erstausstrahlung für 23.30 Uhr ansetzte. Zur Primetime lief ein Krimi.