An drei Buchstaben scheiden sich die Geister: ETF. Sind Exchange Traded Funds ein fahrerloses Vehikel oder eine kostengünstige Variante, an der Börse mitzufahren?
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Anleger, die direkt an der Börse investieren wollen, ohne einem Fondsmanager Gebühren zu zahlen oder einen Ausgabeaufschlag auf ein Fondsprodukt verrechnet zu bekommen, wählen oft sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) als Kompromiss zum schnellen Weg an die Börse, bei dem jedoch Risiken bestehen.
ETFs, also wörtlich "an einer Börse gehandelte Fonds", haben sich vor rund zehn Jahren auf dem europäischen Markt etabliert und bieten die Möglichkeit, in Marktsegmente zu investieren, wo sich ein Anleger nicht gut genug auskennt, um selbst Aktien oder andere Investitionen auszuwählen. Sie bilden dafür einen Index nach, der etwa die Entwicklung bestimmter Aktien-, Anleihen- oder Rohstoffmärkte verfolgt.
Gerade in Zeiten nach einer Krise, wenn beinahe alle Indizes wieder nach oben klettern, werden ETFs von einigen Investoren als kostengünstige Alternative zu aktiv gemanagten Fonds gesehen, um gewisse Marktsegmente ihrem Portfolio beizumischen.
Doch Mathias Bauer, Chief Executive Officer (CEO) von Raiffeisen Capital Management (RCM), warnt vor den Risiken. "ETFs sind eine Niedrigkosten-Dienstleistung mit spekulativem Charakter", gibt Bauer zu bedenken. Diese Anlageform bildet den Markt genau ab und ist wie eine Aktie selber handelbar und - anders als die meisten Fonds - auch mehrmals täglich. "Das braucht man, wenn man ein ganzes Marktsegment kaufen will und sehr trading-orientiert ist, das heißt, sehr spekulativ agiert," erläutert Bauer. "Aus diesem Grund ist es für den durchschnittlichen Privatanleger nicht geeignet, weil er nicht spekulieren will, sondern längerfristig veranlagt."
Glaubensfrage: Rentiert sich Experten-Wissen?
Das Kostenargument würde Bauer auch nicht als zwingend richtig annehmen, denn viele Fonds könnten nach Abzug der Aufschläge für die Verwaltungskosten aufgrund besserer Resultate durchaus mit Indexfonds wie ETFs mithalten.
Seit Jahren ist in der Finanzwelt fast eine Glaubensdiskussion darüber im Gange, ob der Einsatz von Managern, die eine aktive Auswahl und Umschichtung von Einzeltiteln in einem Fonds vornehmen, wirklich so viel Mehrwert erbringt, um die höheren Verwaltungskosten zu rechtfertigen.
Kritiker meinen, sogenannte passive Fonds, zu denen die ETFs gehören, bei denen nur Indizes nachgebildet werden, würden über lange Sicht die gleichen Erträge erbringen. Bauer bestätigt, dass es unter den Fondsmanagern natürlich bessere und schlechtere Investmentexperten gebe, aber genau deshalb sei Beratung über geeignete Produkte und vor allem über das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag so wichtig.
Bei den Fonds können sich Anleger zwischen aktiv und passiv verwalteten entscheiden, wobei zweitere anders als ETFs zumeist nicht ständig handelbar sind und deshalb weniger oft Preisschwankungen ausgesetzt sind. ETFs werden laut Bauer auch von manchen Großanlegern für kleine, kurzfristige Spekulationen an den Börsen verwendet.
Die RCM selbst, die keine ETFs anbietet, setze diese Investmentinstrumente "nur sehr homöopathisch und kurzfristig ein - also etwa 0,0001 Prozent der Veranlagungen", erklärt Bauer. Und das obwohl für den Vermögensverwalter die Kosten eine große Rolle spielten. "Aber man bekommt dafür nur eine Low-cost-Dienstleistung, während der gemanagte Fonds eine High-quality-Linie ist" - und das nicht unbedingt zu wesentlich höheren Kosten, so Bauer.
Persönlich investiere er überhaupt nicht in ETFs sondern lege sein Geld langfristig in gemanagte Fonds an.