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Datenschutz ist ja grundsätzlich was Gutes. Weniger gut ist aber, wenn ebendieser Schutz, sagen wir, etwas überstrapaziert wird - zum Beispiel, wenn Korruption im Spiel ist. Dass nun auch der Weltfußball-Verband Fifa ein eigenes Datenschutzreglement besitzt, ist noch kein Skandal. Heikel wird es allerdings, wenn diese Bestimmungen nicht mehr im Interesse des Datenschutzes, sondern des Schutzes einzelner Funktionäre angewendet wird. Nichts anderes besagt Paragraph 36 des Ehrenkodexes, wo an die Fifa-Ethikkommission der Ukas ausgegeben worden war, über sämtliche Skandal-Erkenntnisse "Stillschweigen zu bewahren". Für die Öffentlichkeit hieß das: Informationen gibt es erst nach rechtskräftiger Verurteilung.
Genau diese Regelung ist nun laut eines Beschlusses des Fifa-Exekutivkomitees seit Dienstag Geschichte. Und das ist gut so. Lange hätte es sich nämlich das Gremium nicht mehr leisten können, ihre Ethiker unter dem Deckmantel des Datenschutzes zum Schweigen zu verdonnern. Als es noch um kleine Fische ging, mag dieser Paragraph noch Sinn ergeben haben, aber jetzt, wo gegen die mächtigsten Männer in der Fifa ermittelt wird und kein Stein auf dem anderen zu bleiben scheint, geht Transparenz vor. Immerhin geht es in diesem Korruptionssumpf längst nicht mehr nur um Schuld und Strafe, sondern um den Ruf einer der größten Sportorganisationen der Welt. Diesen Ruf retten kann letztlich wohl nur der neue Fifa- Präsident, der nach wie vor am 26. Februar 2016 gewählt wird. Dass der neue Chef womöglich am Ende des Tages doch Michel Platini heißen wird, ist dabei nicht ausgeschlossen. Geht seine Berufung durch und besteht er auch den Integritätscheck - den kann er nun doch bis Jänner nachholen -, bleibt Platini im Rennen. Das Gute ist: Was auch immer der Franzose getan oder nicht getan hat, die Kommission wird es früh genug wissen - und die Öffentlichkeit damit auch.