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"Socially Responsible Investments" immer attraktiver. | Rendite nicht unbedingt niedriger. | Wien. Die Finanzbranche genießt nicht gerade den Ruf, hehren moralischen Grundsätzen zu folgen. Die Frage, wie weit die Verantwortung hinsichtlich nachhaltiger, sozialer und umweltfreundlicher Aspekte bei Investments geht, rückt nun immer stärker ins Bewusstsein von Investoren.
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Deswegen gibt es immer mehr Angebote von Finanzunternehmen in diesem Bereich. Diese Art von Investitionsangeboten nennen sich "Socially Responsible Investments" (SRI). "Wir verstehen darunter Anlagen, die natürlich finanzielle Faktoren, aber zusätzlich soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen", sagt der SRI-Verantwortliche des Finanzunternehmens UBS, Gianreto Gamboni, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Konkret bedeutet das, dass es für SRI-Produkte von UBS Ausschlusskriterien wie Investitionen in Waffenproduktion, Lebensmittel-Gentechnologie oder Atomstrom gibt.
Für eine Modeerscheinung hält Gamboni diese Form von Anlagen nicht. Der Gedanke dahinter gehe weit zurück. Er sieht eine Tradition nachhaltigen Denkens von Ansätzen der Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Ideen der Friedens- und Umweltbewegung bis zu den aktuellen Entwicklungen im Finanzbereich.
Nicht nur Preis
entscheidend
Ebenso weist Gamboni den Vorwurf zurück, dass es sich bei diesem Thema um ein Feigenblatt für eine verrufene Branche handeln soll. "Wir befriedigen ein verstärktes Kundenbedürfnis. Es gibt eine größere Sensibilisierung in diesem Bereich. Kunden fragen immer öfter nicht nur nach dem Preis, sondern auch, wie wird etwas produziert, wie sieht die Lieferkette aus." Den Grund dafür sieht der UBS-Vertreter darin, dass Themen wie Lebensmittelqualität, Umweltschutz oder Sozialstandards immer stärker ins Bewusstsein rücken. Aktuelle Ereignisse - Stichwort Tsunami oder Vogelgrippe - machen das deutlich.
Aus reinem Altruismus investieren Kunden jedoch nicht in SRI-Produkte. Es gehe letztendlich um simplen Eigennutzen. Denn immer mehr Kunden wollen nicht nur jetzt Gewinne machen, sondern auch in zehn Jahren, betont Gamboni. Es sei auch falsch, dass nachhaltiges Investieren automatisch niedrigere Rendite bedeute. "Die Rendite-Entwicklung ist noch nicht ganz klar, denn Nachhaltigkeit heißt immer auch Langfristigkeit. Sicher ist aber, dass SRI-Produkte mit traditionellen Produkten mithalten können. Einige sind besser, einige etwas schlechter. Man kann aber nicht sagen, dass sie per se niedrigere Renditen bringen."
Eine besondere Motivation für Unternehmen stellt das Agieren von Nichtregierungsorganisationen und Medien dar. Denn durch aufgedeckte Skandale sei das "Reputationsrisiko" für Unternehmen heutzutage sehr hoch, so Gamboni.
Kritiker sehen ethisch motiviertes Handeln als Entwicklungshemmer, da zu sehr auf die langfristigen Risiken Rücksicht genommen werde. Für Gamboni ist es hingegen ganz entscheidend, SRI nicht als Entwicklungshemmnis, sondern als Innovationsförderung zu begreifen.