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Etihad treibt Alitalia-Deal voran

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Die Fluglinie aus Abu Dhabi will 560 Millionen Euro in das trudelnde Traditionsunternehmen investieren.


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Rom/Berlin/Wien. "Heute ist ein wichtiger Tag für Alitalia, ich würde sagen, ein entscheidender für unsere nationale Fluggesellschaft und für Italiens Luftverkehr": Die italienische Fluggesellschaft hat nach Angaben von Verkehrsminister Maurizio Lupi die Zustimmung der arabischen Etihad für eine Fusion erhalten. Der Inhalt eines Briefes, den Alitalia von Etihad mit der Zustimmung ihrer Fusionsbedingungen erhalten habe, werde bald veröffentlicht, ergänzte ein Sprecher Lupis. "Die italienische Regierung erkennt die strategische Bedeutung dieser Operation und beobachtet zuversichtlich die Zusammenarbeit zwischen Etihad Airways und Alitalia", hieß es in einer Presseaussendung Alitalias.

Etihad-Chef James Hogan erklärte in einem Schreiben, dass er mit einem baldigen, positiven Ende der Übernahmegespräche mit Alitalia rechne. "Wir sind froh, diese Option weiterzuverfolgen und vertrauen auf einen positiven Abschluss des von Alitalia vorgeschlagenen Deals."

Alitalia rechnet dank des Einstiegs Etihads mit besseren Zukunftsperspektiven. "Etihad wird Alitalia finanzielle Stabilität sichern, sie ist ein idealer strategischer Partner", erklärte Alitalia-Verwaltungsratschef Roberto Colaninno.

3000 Jobs gestrichen?

Etihad will im Rahmen des geplanten Einstiegs bei der italienischen Airline 560 Millionen Euro investieren. Wie aus Alitalia-Kreisen in Rom verlautete, ist die Gründung einer neuen Gesellschaft geplant, die bis zu 49 Prozent unter Etihads Kontrolle stehen soll. Der Rest des Anteils soll im Besitz der italienischen Alitalia-Aktionäre bleiben, zu denen auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit, die Mailänder Großbank Intesa und die italienische Post zählen.

Noch unklar ist, wie viele Jobs bei Alitalia gestrichen werden. Etihad drängt angeblich auf die Kürzung von 3000 Stellen, Alitalia-CEO Gabriele Del Torchio will nicht mehr als 2600 zulassen.

Die italienische Regierung versucht schon länger, die im ölreichen Emirat Abu Dhabi beheimatete rasch expandierende Etihad zum Einstieg bei Alitalia zu bewegen. Der Staat hatte die chronisch defizitäre Airline im vergangenen Jahr mit 500 Millionen Euro gerettet. Ohne einen finanzstarken Partner droht aber erneut das Aus. Etihad will früheren Informationen von Insidern zufolge bis zu 49 Prozent der Alitalia-Anteile kaufen, jedoch nicht den Schuldenberg der Airline übernehmen.

Finanzspritze für Air Berlin

Zuletzt hatte Etihad die Rettung der angeschlagenen Air Berlin - an der sie knapp 30 Prozent der Anteile hält - vorangetrieben und die erste Tranche einer Wandelanleihe im Volumen von insgesamt 300 Millionen Euro erworben. Zwei weitere Tranchen über jeweils 100 Millionen Euro sollen Ende August und im November folgen. Mit der gewählten Konstruktion der dringend nötigen Finanzspritze kann Etihad erneut Geld nach Berlin überweisen, ohne den Anteil zu erhöhen. Die arabische Fluglinie muss bei Air Berlin wegen gesetzlicher Hürden vorsichtig vorgehen: Unternehmen, die außerhalb der EU sitzen, dürfen nicht die Mehrheit an einer europäischen Fluggesellschaft erwerben, sonst gehen die Anflugrechte verloren.

Niki nach Abu Dhabi

Die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki (flyniki) plant, ab dem Winterflugplan 2014 täglich von Wien nach Abu Dhabi, dem Etihad-Drehkreuz, zu fliegen. Der Erstflug ist für den 24. November geplant. Die Flugrechte will Niki-Chef Christian Lesjak schon demnächst in der Tasche haben.