23,5 Millionen Europäer mit weniger als 10 Euro pro Tag. | Brüssel. Trotz derzeit leichten Rückgangs des Wirtschaftswachstums gilt die EU als eine der reichsten Regionen der Welt. Doch selbst dort sind nach dem am Donnerstag vorgestellten Sozialbericht 2007 der EU-Kommission mehr als 100 Millionen Menschen von Armut bedroht, in Österreich etwas mehr als eine Million. Sie müssen sich mit weniger als 22 Euro pro Tag durchs Leben schlagen. Immer noch 23,5 Millionen haben überhaupt nur zehn Euro täglich zur Verfügung.
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In einigen seit 2004 beigetretenen Mitgliedsstaaten ist die Armutsgefahr noch höher: Große Teile der Bevölkerung gaben an, ihre Grundbedürfnisse nicht abdecken zu können. Darunter versteht die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Mahlzeit mit Fisch bzw. Fleisch oder ein gleichwertiges vegetarisches Gericht. 41 Prozent der Slowaken, 37 Prozent der Letten und 35 Prozent der Polen haben das Nachsehen.
Das sind Auswirkungen der ungleichen Einkommensverteilung, die nach Schätzung der EU-Statistikabteilung Eurostat 2006 gegenüber 1998 leicht zugenommen hat. So verdienten die reichsten 20 Prozent der Bevölkerung im EU-Schnitt zuletzt 4,8 mal so viel wie die ärmsten 20 Prozent gegenüber 4,6 mal acht Jahre zuvor. In Österreich ist die Verteilung etwas ausgewogener: Die Reicheren verdienten zuletzt 3,7 mal so viel wie die Armen. 1998 war es noch ein 4,1-facher Unterschied. Am stärksten ausgeprägt ist der Unterschied in Portugal, wo das reichste Fünftel 6,8 mal mehr als das ärmste verdiente.
An dieser Entwicklung konnte auch die 2006 gegenüber 2005 um fast einen Prozentpunkt auf 7,9 Prozent gesunkene Arbeitslosigkeit nichts ändern. Armut trotz Job liegt im Gegenteil vermehrt im Trend. Dazu gehört auch der deutliche Anstieg von Teilzeitarbeitsverhältnissen von gut 16 auf mehr als 18 Prozent. In Österreich arbeitet mehr als ein Fünftel auf dieser Basis. Spitzenreiter sind die Niederlande mit mehr als 46 Prozent Teilzeitkräften.
Belegt wird durch die Eurostat-Daten auch, dass auch Migranten der zweiten Generation weiter wesentlich stärker von Armut bedroht sind als Kinder von in einem EU-Land geborenen Eltern. 40 Prozent der Migranten leben EU-weit im Schnitt unterhalb der Armutsschwelle. In Österreich sind es immer noch 35 Prozent der Menschen mit Eltern, die nicht hier geboren sind.