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EU-Billionen für das Klima

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft
Laut EU-Kommission soll Strom nur noch klimaneutral erzeugt werden. Neben erneuerbaren Energien spielt dabei jedoch auch die Atomkraft eine Rolle. Foto: bilderbox

EU-Kommission verweist im Gegenzug auf Kostenersparnis. | 2014 winken verpflichtende Energiesparziele. | Brüssel. Die EU-Wirtschaft bis 2050 auf kohlenstoffarm umzustellen, erfordert Investitionen in der Höhe von mehreren tausend Milliarden Euro, heißt es in einem Dienstag vorgestellten Strategiepapier der EU-Kommission. Dafür sollen am Ende auch massive Einsparungen stehen, weil weniger Energie verbraucht und weniger fossile Energieträger importiert werden müssten. Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard skizzierte zudem neue unverbindliche Zwischenziele für die Zeit nach 2020, um zur Mitte des Jahrhunderts die vereinbarte Treibhausgaseinsparung von 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu erreichen.


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Bei zwei von drei Klimaschutzzielen bis 2020 sei die EU ganz gut unterwegs, meinte Energiekommissar Günther Oettinger: beim Ausbau der Erneuerbaren auf 20 Prozent und der Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 20 Prozent. Doch beim Energiesparen drohe die "klare Verfehlung eines europäischen Ziels". Nur rund neun statt 20 Prozent mehr Energieeffizienz könnten nach derzeitiger Projektion erreicht werden.

Mehr Effizienz nötig

Sollten die Mitgliedstaaten ihre Fortschritte nicht bis 2013 deutlich beschleunigen, werde die Kommission verpflichtende Energiesparziele einführen, erklärte Oettinger.

Da die Mitgliedstaaten schon heute auf 20-Prozent-Kurs bei der Treibhausgasreduktion seien, gebe es nur durch die Erfüllung des Energieeffizienzziels einen Anstieg auf 25 Prozent, so Hedegaard. Als Zielmarken für 2030 und 2040 nannte sie nötige Reduktionen der CO2-Emissionen von 40 und 60 Prozent, um 2050 bei minus 80 Prozent gegenüber 1990 anzukommen. Weitere 15 Prozent könnten durch grüne Investitionen in Entwicklungsländern abgerechnet werden, so die Logik. Erstmals gibt die dänische Kommissarin auch Reduktionsziele für die Wirtschaftsbereiche an: Die Industrie soll bis 2050 um 87 Prozent weniger emittieren, Gebäude um 90 und der Verkehr um bis zu 75 Prozent.

Strom nur klimaneutral

Strom soll dann überhaupt so gut wie klimaneutral produziert werden, also fast nur noch aus Erneuerbaren Quellen oder Atomkraft gewonnen werden. Die verbleibenden Verbrennungskraftwerke müssten ihre Abgase mit aufwendigen - bisher noch nicht verfügbaren - Anlagen tief in die Erde pumpen, damit das CO2 nicht mehr in die Atmosphäre gelangt.

Das Ganze wird freilich erst einmal teuer: Wie berichtet, rechnet die Kommission mit Investitionen von 270 Milliarden Euro pro Jahr über die nächsten 40 Jahre. Das wären zusammen 10.800 Milliarden Euro. Hedegaard verwies auf eine andere Zahl: 175 bis 320 Milliarden Euro pro Jahr würde die Energierechnung im Schnitt über die 40 Jahre sinken, wenn die Wirtschaft konsequent umgestellt wird. Zusätzliche Vorteile bringe die sauberere Luft, etwa die dadurch sinkenden Kosten in der Gesundheitsversorgung. In den Zukunftsbereichen wie Erneuerbaren Energien oder bei der Gebäudesanierung entstünden darüber hinaus 1,5 Millionen neue Jobs. Denn bei letzteren sieht Oettinger das größte Einsparungspotenzial. Die öffentliche Hand solle mit gutem Beispiel vorangehen und künftig drei Prozent ihres Immobilienbestands auf volle Energieeffizienz sanieren. Dort wie da fallen massive Investitionen sofort an, bevor in zehn oder 20 Jahren die Ersparnisse schlagend werden.