Parteien nehmen Ausländer als Kandidaten auf. | Madrid. (apa) In kaum einem anderen Land der Europäischen Union leben so viele EU-Bürger wie in Spanien. Das wird von Wahl zu Wahl auch Spaniens Politikern bewusster. Viele Parteien druckten mit Blick auf die Kampagne für die landesweiten Kommunal- und Regionalwahlen vom 27. Mai ihre Parteiprogramme sogar viersprachig. Es lohnt sich. Immerhin dürfen an den Wahlen 318.571 ausländische EU-Bürger ihre Stimme abgeben.
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Auf Mallorca, den Kanarischen Inseln oder an der Levante-Küste können die Ausländer mittlerweile rein rechnerisch sogar den Bürgermeister bestimmen. Das brachte so manchen lokalen Spitzenkandidaten auf die Idee, einige der EU-Bürger sogar in die Kandidatenlisten der Partei aufzunehmen, um mehr Wählerstimmen zu bekommen. Und tatsächlich wollen viele EU-auf lokaler Ebene politisch mitzuwirken.
"Ich lebe hier mit meiner Familie, habe viele Freunde im Dorf und möchte deshalb auch dazu beitragen, dass sich einige Missstände verbessern", sagt Thomas Unterguggenberger. Der 38-Jährige Tiroler kandidiert für die spanischen Sozialisten (PSOE) in Sineu, einem kleinen Dorf im Landesinneren von Mallorca.
Der 47-jährigen Bremerin Isabel Kemmer wiederum geht es vor allem um die Integration der ausländischen Bürger. Die Apothekenhelferin lebt seit über 20 Jahren im mallorquinischen Küstenstädtchen Andratx und kandidiert ebenfalls für die PSOE.
Francisco Feminias, der Spitzenkandidat der PSOE in Andratx, hat die Bremerin sogar auf den achten Listenplatz gesetzt. "Sie möchte Sachen bewegen und bringt sich unheimlich aktiv ins Gemeindeleben ein", erklärt er. Ein anderer Grund bleibt unausgesprochen: Die deutschen Bewohner in Andratx stellen rund elf Prozent der wahlberechtigten Bürger.