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EU: Das Dilemma bei großen Rettungsaktionen

Von Peter Muzik

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In Japan ist die Autoproduktion dramatisch eingebrochen: Im Jänner stellten die Autobauer um 41 Prozent weniger Fahrzeuge her als ein Jahr zuvor - so etwas gab es seit 40 Jahren nicht. Die Exporte von Pkw, Lastwagen und Bussen gingen um fast 60 Prozent zurück. Während Toyota, der derzeit größte Autokonzern der Welt, tief geschockt ist, kämpft der einstmals größte ums Überleben: General Motors muss die Regierung in Washington um 16 Milliarden Dollar Staatshilfe anschnorren, um das Ärgste abwenden zu können. Dem schwer defizitären US-Rivalen Chrysler geht es um nichts besser.


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Die Krise macht auch Europa arg zu schaffen. Die deutsche General Motors-Tochter Opel hofft ebenfalls auf eine staatliche Rettungsaktion. Mehrere Regierungen, darunter Frankreich, Großbritannien oder Schweden, sehen sich gezwungen, ihren Autokonzernen beizustehen, um einen Flächenbrand zu verhindern - immerhin beschäftigt die Branche europaweit 12 Millionen Menschen, deren Arbeitsplätze in Gefahr sind. Obwohl die EU-Kommission kürzlich einer groß angelegten Initiative zur Unterstützung der gebeutelten Autofirmen eine Absage erteilt hat, muss offenbar weitaus mehr geschehen. Die bereits bei der Europäischen Investitionsbank eingelangten Kreditanträge über 3,8 Milliarden Euro werden da bei weitem nicht reichen.

Für die Union geht es darum, die richtigen Prioritäten zu setzen: Die Kernfrage lautet: Sind ihr die krisengebeutelten osteuropäischen Staaten langfristig wichtiger oder die pleitebedrohten europäischen Autokonzerne?

Gerade jetzt, wo die Autohersteller der westlichen Welt das schwierigste Jahr seit dem Zweiten Weltkrieg durchmachen, mutet es wie eine Ironie des Schicksals an, dass der indische Autohersteller Tata Vollgas gibt. In drei Wochen wird er in Bombay den mit Spannung erwarteten Billig-Pkw Nano vorstellen. Das kleinste Auto der Welt soll auch in Europa verkauft werden. Der Verkaufspreis wird am Heimmarkt bei umgerechnet 1700 Euro, in Europa bei 5000 Euro liegen. Tata will jährlich zwischen 500.000 und einer Million dieses Smart-ähnlichen Modells produzieren.