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EU erwartet schwächeres Wachstum

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Hoher Ölpreis und Finanzmarktkrise als Belastung. | Inflation dürfte auf 2,4 Prozent steigen. | Brüssel. Europas Wirtschaftswachstum wird etwas geringer ausfallen als noch vor einem halben Jahr erwartet. Als Ursachen identifizierte Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia am Freitag in Brüssel die noch nicht überwundene Krise an den Finanzmärkten, die schwache US-Konjunktur und die Ölpreise auf Rekordhöhe.


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Für die zwei kommenden Jahren sieht die Kommission für die EU - nach einem Plus von 2,9 Prozent des BIP im Jahr 2007 - ein Nachlassen des Wachstums auf jeweils 2,4 Prozent. Der Zuwachs in der Eurozone soll von heuer 2,6 Prozent auf 2,2 Prozent für 2008 und auf 2,1 Prozent im Folgejahr sinken. Dank des weiter kräftigen globalen Wachstums und ihrer soliden Verfassung könne die europäische Wirtschaft den Rückschlag aber gut verkraften, meinte der spanische Kommissar.

Österreichs Wirtschaft kann heuer die 3,3 Prozent Wachstum vom Vorjahr wiederholen. Mit dem Absinken der Zuwachsraten auf 2,7 Prozent für 2008 und auf 2,4 Prozent für 2009 wird die österreichische Wirtschaft auch künftig stärker wachsen, als von Brüssel bisher vorausgesagt wurde. Im Frühjahr hatte die EU Österreich lediglich 2,9 Prozent mehr BIP für 2007 vorhergesagt. Verantwortlich für die gute Performance des Landes seien vor allem Investitionen und Exporte.

Sinkende Defizite

Weniger erfreulich sieht Almunia eine gewisse "Konsolidierungsmüdigkeit" in der Union. Dennoch könnten nach 2007 alle Länder der Eurozone ohne exzessives Haushaltsdefizit dastehen: Italien könnte bereits heuer mit einem Minus von 2,3 Prozent des BIP abschließen, das zweite bisherige Sorgenkind Portugal wäre 2008 mit 2,6 Prozent ebenfalls unter der magischen Drei-Prozent-Grenze, ab der ein EU-Strafverfahren ausgelöst wird.

Österreich bewegt sich zwar in ganz anderen Größenordnungen. Die von Finanzminister Wilhelm Molterer angekündigte Reduzierung des Defizits auf bloß 0,7 Prozent dürfte das Land nach Brüsseler Berechnungen allerdings knapp verfehlen: 0,8 Prozent konstatieren Almunias Beamte.

Die Inflation werde sich im Euroraum wegen der hohen Rohstoffpreise im nächsten Halbjahr noch auf 2,4 Prozent beschleunigen, glaubt die Kommission. Nächsten Sommer sollte sich die Teuerungsrate aber wieder um die zwei Prozent einpendeln.

Den Inflationsanstieg im Slowenien hob Almunia extra hervor - war das Land doch erst am 1. Jänner der Eurozone beigetreten. Nach 2,5 Prozent im Vorjahr erwartet Brüssel für das jüngste Klub-Mitglied heuer 3,5 Prozent Teuerung. Das hänge zwar keineswegs ursächlich mit der Einführung der Gemeinschaftswährung zusammen, beteuerte Almunia. Es sei aber ein "schlechtes Signal" an die weiteren Euro-Kandidaten. Zypern und Malta, die Anfang 2008 beitreten, sind indes heuer gut dabei: Zwei bzw. 0,8 Prozent Inflation schätzt die Kommission für die Euroländer 14 und 15.