Heimische Wissenschafter und Unternehmen holten bisher 780 Millionen Euro aus EU-Forschungsprogramm Horizon 2020. | Mit seinem neuen Förderprogramm ab 2021 will Europa dem globalen Wettbewerb Rechnung tragen.
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Wien. Innovative Materialien, winzige elektronische Schaltkreise, die Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Information mit optischen Verfahren, Nanotechnologie, Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und nicht zuletzt wissensbasierte Herstellungsverfahren unter anderem mit der Arbeitskraft von Robotern: Diese Forschungsgebiete gelten als "systemrelevante Schlüsseltechnologien" für Europa, betonten Experten bei einer Pressekonferenz der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) am Montag. Die Bereiche sollen im neunten EU-Forschungsrahmenprogramm, das den Standort weiter in die Zukunft führen soll, ab 2021 gefördert werden.
Um die Union wirtschaftlich zu stärken, startete die Europäische Kommission ihre mehrjährigen Förderprogramme für Forschung, Wissenschaft und Innovation in der Periode von 1984 bis 1987. Seitdem sind Fördermittel stetig gestiegen. Das Neunte Rahmenprogramm (RP9) wendet sich an Forschungsinstitute und Unternehmen im EU-Raum. An seiner Gestaltung wird die österreichische Ratspräsidentschaft ab 1. Jänner 2018 maßgeblich beteiligt sein.
Ein Blick in bereits vorliegende Eckpunkte für die Verhandlungsführung zeigt: Forschung soll straffer, effizienter und wirkungsorientierter werden, wissenschaftliche Ergebnisse sollen nicht in der Schublade versanden. Denn Asien und im Speziellen China investieren enorme Mittel in das globale Wettrennen um Innovationskraft: Es geht um die Marktführerschaft durch revolutionäre Technologien. "Die EU-Kommission will bis Mitte 2018 ihre Vorschläge zum neunten Rahmenprogramm vorlegen. Österreich muss dann zusammen mit den Mitgliedsländern die Position des EU-Rates etablieren", erklärte Barbara Weitgruber, Sektionschefin für Forschung und Internationale Angelegenheiten im Wissenschaftsministerium. Nicht nur die Inhalte, sondern auch die finanzielle Ausstattung des Programms, das bis Frühling 2019 feststehen soll, stehen auf dem Spiel.
Wieder zum Netto-Empfänger
Das seit 2014 und bis 2020 laufende Programm "Horizon 2020" liefert mit seinem Rekord-Budget von 75,5 Milliarden Euro eine Steilvorlage. Zur Halbzeit stünden nur noch 30 Milliarden Euro "für exzellente, aber auch ergebnisorientierte Forschung zur Verfügung", sagte Wolfgang Burtscher, stellvertretender Generaldirektor für Forschung und Innovation bei der EU-Kommission in Brüssel. In Zahlen: Über 140.000 Förderanträge wurden bisher eingereicht. Bei den Bewilligungen reiht Österreich mit einer Erfolgsquote von 16,5 Prozent auf Platz drei. Spitzenreiter sind Belgien und Frankreich. Die durchschnittliche Erfolgsquote der EU-Länder ist 14,4 Prozent.
Österreich verzeichnet derzeit 1952 oder 2,8 Prozent der Beteiligungen an dem Programm. Auf Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen entfallen somit 778,6 Millionen Euro an Förderzusagen. "Damit kommt Österreich seinem Ziel, 1,5 Milliarden Euro aus dem Programm zu lukrieren, näher", so Weitgruber. Dem Spitzenforschungsprogramm des Europäischen Forschungsrats (ERC) kommt eine tragende Rolle zu: Mit 89 ERC-Grants haben Wissenschafter an heimischen Unis 150,4 Millionen Euro eingeworben.
"Österreich wird wieder zum Netto-Empfänger bei der EU-Forschungsförderung", so Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der FFG. Sie wünscht sich "eine engere Zusammenarbeit zwischen Unis und Unternehmen", etwa indem Hochschulen sich verstärkt in Gebieten bewerben, die für die Industrie relevant sind. "Europa ist auf dem Weg, zur Innovationsunion zu werden, und Forschung ist der Motor für Wachstum, Wissen und Wohlstand", so Burtscher. Horizon 2020 hätte Exzellenz hervorgebracht, doch in Zukunft sei ein "strategischeres Agieren nötig: Wir wollen auch durch einen wirkungsorientierten Ansatz mehr Ergebnisse sehen."Kommentar Seite 26