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EU-Green-Deal als Standortfaktor

Wirtschaft
Wolfgang Anzengruber (ehemaliger Verbund-Chef), Thomas Gangl (Borealis), Sabine Herlitschka (Infineon Austria), Herbert Ortner (B&C) (v.l.n.r.) und Europaministerin Karoline Edtstadler (oben Mitte).
© BKA

Wirtschaftsvertreter fordern effizienten Mitteleinsatz aus EU-Aufbaufonds und Standortstärkung.


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Im Rahmen des EU-Recovery-Fund nehmen ja die EU-Staaten 750 Milliarden Euro für den Corona-Wiederaufbau in die Hand. Auf Österreich entfallen dabei 3,5 Milliarden Euro an Investitionszuschüssen und Haftungen, die in den kommenden Jahren abgeschöpft werden sollen. Das meiste Geld wird in Klima- und Digitalprojekte fließen. Den entsprechenden Antrag hat die Bundesregierung im April an die EU-Kommission übermittelt.

Wirtschaftsvertreter forderten im Rahmen des "Zukunftslabor - Klimawandel und Innovation" des Europaministeriums, diese Mittel zur Stärkung des Standorts und der eigenen technologischen Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen. "Der Green Deal ist ein Wirtschaftsfaktor für uns", sagte Wolfgang Anzengruber, ehemaliger Verbund-Chef. Die EU-Länder wollen bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 55 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Bis 2050 will die EU klimaneutral sein.

Jetzt gehe es darum, die Mittel aus dem EU-Aufbaufonds effizient einzusetzen und die hohe heimische Industriequote zu erhalten, so Anzengruber.

"Technologie neue Währung"

Thomas Gangl, CEO der OMV-Chemietochter Borealis, ortet ein hohes Bewusstsein und eine hohe Erwartungshaltung in der Bevölkerung, diese hochgesteckten Ziele zu erreichen. "Wir haben uns ambitionierte Ziele gesteckt", sagte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Es gehe darum, die EU und Österreich im globalen Wettbewerb zum Beispiel bei Umwelttechnologien zum Marktführer zu machen.

"Technologie ist die neue globale Währung", sagte die Vorstandschefin der Österreich-Tochter des Chipherstellers Infineon, Sabine Herlitschka. "Die EU hat sich mit dem New Green Deal exponiert", sagt sie. Wenn diese Ziele erreicht und die richtigen Maßnahmen gesetzt werden, schaffe man damit global gute Rahmenbedingungen, meinte sie. Österreich könne nicht nur unmittelbar von den 3,5 Milliarden Euro schweren Hilfen profitieren. Heimische Firmen im Bereich Umwelttechnologie agierten auch als Zulieferer für Umweltprojekte, die in den anderen EU-Ländern umgesetzt würden.

Im Zuge der Energiewende ist die Nachfrage nach Mikrochips massiv gestiegen. Zuletzt musste etwa die deutsche Autoindustrie ihre Produktion wegen des weltweiten Mangels an Mikrochips drosseln. Infineon habe im Vorjahr 8,5 Milliarden Mikrochips hergestellt und damit eigenen Angaben zufolge 9 Millionen Tonnen CO2 eingespart. In der Pandemie sei der Internetverkehr um 40 Prozent gestiegen, so Herlitschka. "Die Pandemie hat die Digitalisierung verstärkt."

Im globalen Technologie-Wettbewerb droht die EU allerdings hinter die USA und China zurückzufallen. Deshalb müsse man Schlüsseltechnologien, die aus der EU kommen, stärken, so die Infineon-Austria-Chefin. Herbert Ortner von der B&C-Holding sieht Bildung als Schlüsselfaktor, was die heimische Wettbewerbsfähigkeit anbelangt. "Österreich ist kein Billiglohnland und die EU keine Billiglohnregion", sagte er. In der Umwelttechnologie spielen zahlreiche europäische und heimische Firmen, etwa Infineon, Lenzing oder Borealis jetzt schon eine Schlüsselrolle. Anzengruber sieht etwa in der Wasserstofftechnologie eine Möglichkeit für die EU, sich als Marktführer zu positionieren.(del)