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EU: Hoher Ölpreis hat geringeres Wachstum zur Folge

Von WZ Online

Wirtschaft

EU-Energiekommissar Andris Piebalgs rechnet mit dauerhaft hohen Ölpreisen. "Wir können nicht erwarten, dass die Preise wieder sinken", sagte Piebalgs in Brüssel. Hauptgrund für den Anstieg der Preise sei die Unsicherheit über die Nachfrage nach Rohöl. Die Verbraucher müssten sich auf das gegenwärtige Preisniveau einstellen, "weil die Unklarheit über die Nachfrage bestehen bleibt", meinte der Ressortchef für Energiefragen in der Europäischen Kommission.


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Der hohe Ölpreis schwäche die Konjunkturentwicklung in Europa. "Ich glaube, der negative Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in Deutschland und Frankreich ist schon da", sagte Piebalgs. Sein für Wortschaft und Währung zuständiger Kommissarskollege Joaquín Alminia hatte bereits im Juli erklärt, ein Ölpreis um 60 Dollar pro Fass könnte Europa 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte Wachstum kosten. Am Freitag lag der Preis für leichtes US-Öl bei 67,80 Dollar je Barrel (159 Liter), knapp unter der Rekordmarke von 68 Dollar. Im Frühjahr hatte die Kommission ihre Prognose schon von 2 auf 1,6 Prozent gesenkt.

Der sparsame Umgang mit Energie gewinne angesichts dieser Entwicklung an Bedeutung. "Mit diesen Preisen macht Energiesparen Sinn - nicht nur in der Industrie, sondern auch privat", sagte Piebalgs. Derzeit sei Europa vom effizienten Einsatz der Energie "weit entfernt". Der Kauf sparsamerer Haushaltsgeräte und Autos sei aber ebenso möglich wie eine wirksamere Wärmedämmung von Gebäuden: "Wir müssen nicht warten, bis es weh tut." Die Verbraucher müssten dazu allerdings besser über Energiekosten aufgeklärt werden.

Piebalgs sprach sich zudem für die weitere Förderung erneuerbarer Energien aus. Sie seien notwendig für die Versorgungssicherheit in Europa und der ganzen Welt. "Jetzt zeigt sich, dass die Förderung sinnvoll war", meinte der Energiekommissar mit Blick auf Windräder und Solarsysteme. "In diesem Sinn ist es sogar positiv, dass die Preise hoch sind." Dies beschleunige beispielsweise eine Abkehr von immer noch eingesetzten Erdöl-Kraftwerken. Es berge auch Chancen für europäische Hersteller moderner Energietechnik.

Mit mehr Klarheit über Nachfrage und Angebot könnten zumindest die Preisschwankungen eingedämmt werden, meinte der Kommissar. Deshalb werde er im Herbst ein System zur Beobachtung der Energienachfrage vorschlagen, das europäischen Daten auf dem Weltmarkt mehr Gewicht geben soll. Der Preis schwanke zudem wegen politischer Ereignisse. Er hoffe deshalb stark auf eine Verhandlungslösung im Streit über das Atomprogramm im Förderland Iran. "Wenn das schief geht, wird sich das stark auf den Erdöl-Preis auswirken", warnte der EU-Kommissar.