)
"Europa ist wirtschaftlich stark genug, eigenständig für ein eigenes soziales Modell zu stehen". Geht es nach Sozialministerin Lore Hostasch, soll der Wiener EU-Gipfel im Dezember bereits um | makroökonomische Ansätze erweitert werden und die beschäftigungsfördernde Orientierung der Union festschreiben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 26 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Arbeitsmarktpolitik allein sei zu wenig, die gesamte Wirtschaftspolitik, die Geldpolitik, die Forschungsziele, die Infrastrukturprogramme und auch die Steuerpolitik müßten auf ihre
beschäftigungswirksamen Möglichkeiten hin überprüft und eingebunden werden, forderte Hostasch beim Journalistenseminar des Verbandes der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs. "Der
geringe Spielraum, den die notwendige Stabilitätspolitik läßt, sollte genutzt werden. Eine Inflationsrate von ein bis zwei Prozent bringt Bewegung; Deflation kann nicht wirklich
wachstumsfördernd sein", meinte Hostasch.
"Eigentlich ist es eine Sensation, daß dieses Thema erstmals europaweit auf der Tagesordnung steht, das wäre vor ein paar Jahren in einigen Ländern noch völlig undenkbar gewesen", ist Hostasch mit
dem bisher Erreichten durchaus zufrieden. Am kommenden Freitag soll nun ein in der Vorwoche vom Sozialministerrat entworfenes Papier mit den Finanzministern abgestimmt und endredigiert
werden. Der gemeinsame Bericht des "Jumborates" soll am 11. und 12. Dezember in Wien den Regierungschefs vorliegen. Der erstmalig makroökonomische Ansatz für die Beschäftigungspolitik soll in
die Leitlinien 1999 der nationalen Aktionspläne (NAP) einfließen.
Österreich selbst hat sich klar quantifizierte Ziele bis 2002 gesetzt: Die Zahl der Jugendarbeitslosen soll ebenso wie die der Langzeitarbeitslosen bis dahin halbiert sein; für mindestens 20% der
Arbeitssuchenden soll es Bildungsprogramme geben, die Zahl der Beschäftigten soll netto um 100.000 höher sein als derzeit, die Arbeitslosenrate soll auf 3,5% reduziert sein. Die Zielsetzungen des NAP
werden jährlich bewertet und angepaßt. Trotz eines neuen Beschäftigungsrekordes · zuletzt waren knapp 3,1 Millionen Österreicher in einem Arbeitsverhältnis · ist in den letzten Monaten in
Österreich aufgrund des noch unausgeschöpften Potentials auch die Zahl der Arbeitslosen im Vorjahresvergleich angestiegen. Zufrieden ist Hostasch auch damit, daß praktisch für alle 6.000
Lehrstellensuchenden im Herbst eine Lösung gefunden werden konnte. "Insgesamt ist die Leistung vorzeigbar", so Hostasch.
In den EU-Leitlinien für 1999 soll auch besonderes Gewicht auf die Chancengleichheit für Frauen gelegt werden. Zu den vier Leitlinien des NAP-Konzepts '98 soll eine fünfte Säule "dazu kommen":
Investitionen in Forschung, Technologie und Infrastruktur sowie die Bekämpfung der Schwarzarbeit.