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EU-Kommission drängt Länder zu Jobgarantien für Jugendliche

Von WZ-Korrespondentin Martyna Czarnowska

Politik

Österreich mit seinem System der dualen Ausbildung dient als ein Vorbild.


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Brüssel. Jeder Zweite in einer ganzen Generation ohne Job: In Spanien und Griechenland ist das die Realität. Und in Italien sowie Portugal ist die Arbeitslosenrate nur etwas geringer. Insgesamt waren in der Europäischen Union im Oktober 5,7 Millionen junge Menschen arbeitslos. Jeder Vierte in diesem Alter war damit ohne Beschäftigung.

Es sind gerade die 15- bis 25-Jährigen, die von der Arbeitslosigkeit betroffen sind: Ihre Beschäftigungsquote ist in den vergangenen vier Jahren drei Mal stärker geschrumpft als bei Älteren. Sogar in Österreich, wo die Arbeitslosenrate so niedrig ist wie in keinem anderen EU-Land, ist die Quote bei Jugendlichen doppelt so hoch wie bei anderen: Laut der Statistikbehörde Eurostat lag sie im Oktober bei 8,5 Prozent.

Dass derart viele junge Menschen zur beruflichen Untätigkeit verdammt sind, sei unerträglich, deklarieren mittlerweile immer mehr europäische Politiker. Rezepte dagegen scheinen allerdings in etlichen Staaten schwierig zu finden sein. Bei der Suche danach möchte nun die EU-Kommission unterstützen - und verweist dabei auf ein Land, das als Muster dienen könnte: Österreich.

Arbeit nach vier Monaten

Dort - aber auch in Finnland beispielsweise - gibt es etwas, was die Brüsseler Behörde gerne auch in anderen Staaten sehen würde. Das System der dualen Ausbildung, verbunden mit einem Lehrlingspakt, in dem sowohl die Sozialpartner als auch die Arbeitsämter eine wichtige Rolle spielen, gilt vielen als gelungener Beitrag zur Beschäftigungsförderung. Eine "Jugendgarantie" wünscht sich die Kommission daher auch von anderen Staaten.

"Wir müssen jetzt in die Jugend Europas investieren", befand Sozialkommissar Laszlo Andor bei der Präsentation seiner Empfehlungen. Diese richten sich darauf, dass jeder Unter-25-Jährige innerhalb von vier Monaten nach Abschluss seiner formalen Ausbildung - oder nachdem er seinen Job verloren hat - eine Lehrlings-, Arbeits- oder Praktikumsstelle bekommen soll.

Zu diesem Zwecke sollten Sozialpartner, Lehrstellenanbieter, Arbeitsämter und Jugendverbände zusammenarbeiten. Finanzielle Unterstützung könnte es dafür aus den europäischen Sozialfonds und anderen Strukturfördertöpfen geben.

Doch auch wenn die "Jugendgarantie" den Ländern Kosten verursache, seien die Kosten, wenn nichts getan werde, weit höher, stellte Andor fest. Die Konsequenzen sind nicht nur sozial und gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich. Durch die hohe Jugendarbeitslosigkeit verliert die EU laut einer Studie 153 Milliarden Euro jährlich, was 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. Weit geringer wären die Kosten einer "Jugendgarantie", ergeben Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Die Maßnahme würde die Eurozone an die 21 Milliarden Euro kosten. Das wäre nicht einmal ein halbes Prozent der Wirtschaftsleistung.