Reding will 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. | Brüssel. Die EU will Druck für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Europa machen. Dafür stellt Justiz- und Grundrechtekommissarin Viviane Reding am heutigen Dienstag ein neues Strategiepapier vor, dessen Entwurf der "Wiener Zeitung" vorlag. Bereits vorab machte sie Druck und drohte der Wirtschaft mit rechtlichen Vorgaben, wenn die Industrie den Anteil der Frauen in Führungspositionen nicht selbst erhöht.
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Als Zielgrößen schwebt Reding ein Frauen-Anteil von 30 Prozent in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen bis 2015 vor; bis 2020 sollen es dann 40 Prozent sein. "Ich bin bereit, die Gesetzgebungskeule zu schwingen. Sie kennen mich ja", sagte die Luxemburgerin. Damit spielte sie auf die Regulierung der Handytelefonie-Preise ins Ausland an, die sie nach mehreren Warnungen an die Telekomindustrie schließlich per EU-Gesetz durchgesetzt hatte. Damals war Reding noch Telekom-Kommissarin.
Einkommensschere noch immer geöffnet
Jetzt hat sie sich die Gleichberechtigung auf die Fahnen geheftet: Neben dem 40 Prozent-Ziel fasst sie daher auch einen 25-prozentigen Anteil von Frauen in leitenden Positionen in der Forschung ins Auge. Ein Gesetzesvorschlag für die "Verbesserung der Geschlechter-Ausgewogenheit unter Entscheidungsträgern" wird bereits dezidiert angekündigt. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, will die Kommission Mitgliedsländer, Industrie und NGOs aufmuntern, die Expertengruppen in Brüssel mit mehr Frauen zu beschicken. Auch dort sollte deren Anteil am Besten 40 Prozent betragen.
Außerdem liege die Einkommensschere bei Gehältern von Männern und Frauen noch immer bei 17,8 Prozent heißt es in Redings Papier. In Österreich ist die Situation mit 25,5 Prozent am viertschlimmsten in der Union. Das liege immer weniger daran, dass Frauen direkt diskriminiert würden. Sie arbeiteten schlicht vielfach in schlechter bezahlten Berufen und Teilzeit. Daher wolle die Kommission Initiativen ausarbeiten, wie Frauen mehr in traditionell männlich besetzen Berufen unterkommen könnten. Ähnliches ist zur Förderung von Unternehmerinnen geplant. Hier liege der Anteil mit rund einem Drittel weit unter dem Potenzial, schreiben die EU-Beamten.
Unterstützung bekam Reding umgehend aus Österreich: "Die Zeit ist längst reif für mehr Frauen in Aufsichtsräten. Denn die 90-prozentige Männerquote ist Ausdruck einer Gesellschaft, die noch immer nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist", sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.