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EU kritisiert hohe Kontogebühren

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Kommission drängt Institute zu raschen Verbesserungen. | Heimische Branche zweifelt Studie an. | Brüssel. Einen deutlichen Warnschuss setzte es am Dienstag für den Bankensektor, was sein Geschäftsgebaren gegenüber den Konsumenten anbelangt.


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Denn die Gebührenstrukturen für Bankkonten seien völlig undurchsichtig und die Märkte entlang der Landesgrenzen abgeschottet, kritisierte Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva bei der Präsentation einer diesbezüglichen Studie in Brüssel.

Rechtliche Schritte?

Österreich gehört laut den Studienergebnissen für die EU-Kommission nach Italien, Spanien, Lettland und Frankreich zu den fünf teuersten Mitgliedsstaaten in Sachen Bankgebühren. Einige der Praktiken, die von den Experten festgestellt worden sind, könnten auch gegen EU-Recht verstoßen, meinte Kuneva. Sollte sich die Lage nicht demnächst eindeutig bessern, erwäge Brüssel für das kommende Jahr rechtliche Schritte, hieß es in Kommissionskreisen.

Im Rahmen der Studie sind 224 Banken überprüft worden, die gemeinsam mehr als 80 Prozent des EU-Marktes abdecken.

Dabei hätten die Finanzexperten der mit der Studie beauftragten Beraterfirma in mehr als zwei Dritteln der Fälle wiederholt bei den Finanzinstituten rückfragen müssen, um die tatsächlichen Kosten eines Bankkontos ermitteln zu können, beklagt die bulgarische Kommissarin. Das sei "inakzeptabel".

Auch vor dem Abschluss von Verträgen lasse die Beratung zu wünschen übrig: So berichtet die Studie von einem Test deutscher Konsumentenschützer, bei dem eine Anlegerin von 100.000 Euro nur in einem von 25 Fällen korrekt beraten worden sei.

Für Österreich rechneten die Experten einen konkreten jährlichen Aufwand von durchschnittlich 140 Euro für die Nutzung eines Girokontos aus. Besonders die hohen jährlichen Grundgebühren fallen dabei ins Gewicht.

Abwartend reagierte Maria Geyer, Generalsekretärin des österreichischen Bankenverbands, auf die Vorwürfe. "Uns liegt die Studie noch nicht vor. Ich kann daher nicht im Detail darauf eingehen", sagte sie. Aber "es ist zu hinterfragen, ob da wirklich Dinge verglichen wurden, die auch vergleichbar sind".

Denn die Europäische Zentralbank habe Österreich im Europavergleich erst unlängst sehr vorteilhafte Konditionen für Kunden attestiert. Dazu gehöre etwa, dass Bankomatabhebungen bei Fremdinstituten EU-weit kostenlos seien.