Umweltorganisation protestiert gegen Überfischung. | Brüssel. Die Protestaktion gegen die Überfischung der Meere hat die EU-Fischereiminister - und das Brüsseler Sicherheitspersonal - kalt erwischt: In nur knapp einer halben Stunde hatten zahlreiche Greenpeace-Aktivisten im Morgengrauen des gestrigen Montags den Haupteingang des Ministerratsgebäudes mit sieben Tonnen Beton zugemauert.
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Die anderen Eingänge wurden mit Ketten, Netzen und Menschenketten blockiert; 200 Umweltschützer waren im Einsatz. Erst gegen Mittag konnte die belgische Polizei die Räumung abschließen - zu spät für den österreichischen Landwirtschaftsminister Josef Pröll und seine EU-Kollegen: Sie mussten über die Tiefgarage ins Gebäude geschleust werden.
"Geschlossen bis zur Erholung der Fischbestände", sollte der Fischereirat bleiben, hieß es auf der gut zwei Meter hohen Mauer. Denn "der Fischereirat war stets ein völliges Desaster", sagte Greenpeace-Expertin Saskia Richartz. Schon seit den frühen 1980er-Jahren habe die "Inkompetenz" der Minister zu einer alarmierenden Reduktion der Fischbestände in den europäischen Gewässern geführt. 20 bis 50 Prozent der Meere könnten sich nur mehr durch kompletten Fangstopp wieder erholen.
Doch das wird es auch diese Woche nicht geben, wenn wie jedes Jahr vor Weihnachten das traditionelle Marathonfeilschen um die Fangquoten für das Folgejahr auf dem Programm steht. Vor allem für den ebenso beliebten wie gefährdeten Kabeljau, der als Jungfisch Dorsch genannt wird, haben viele Experten schon im Vorjahr vergeblich einen Stopp gefordert.
Die EU-Kommission will die Fangquoten dagegen in den meisten Gebieten immerhin um ein Viertel reduzieren, die Heringsfischerei in der Nordsee um gut 40 Prozent. Der Widerstand aus den Mitgliedsstaaten ist vorprogrammiert, sie wollen stets mehr fischen dürfen. Das Ministertreffen ist bis Mittwochabend angesetzt; im Vorjahr erfolgte die Einigung allerdings erst am Donnerstag nach drei Uhr Früh.