Wissenschaftliche Bedenken gegen GenErdäpfel aufgetaucht. | Abstimmung verschoben - nach 11. September entscheidet die Kommission. | Brüssel/Luxemburg. Bis zur Neuzulassung von gentechnisch veränderten Erdäpfeln für den Anbau in der EU dürfte es doch noch ein wenig dauern. Wegen neuer Erkenntnisse zum fraglichen Produkt des Biotech-Konzerns BASF wurde die Abstimmung beim Treffen der EU-Umweltminister am Donnerstag verschoben.
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Denn die Erdäpfel mit dem Namen EH92-527-1 könnten nicht so ungefährlich sein, wie es die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrem Gutachten dargelegt hatte, hieß es in Diplomatenkreisen. Die EU-Agentur für Arzneimittel (EMEA) habe nämlich ebenfalls eine Analyse des Produkts vorgelegt. Das Ergebnis: Die Erdäpfel enthielten in ihrer Zellstruktur antibiotikaresistente Bestandteile.
Ausgerechnet das in der Human- und Veterinärmedizin wichtige Breitbandantibiotikum Neomycin sei davon betroffen. Zusätzlich Brisanz erhält das Gutachten, weil die EFSA die BASF-Erdäpfel eigentlich auch schon als Nahrungs- und Futtermittel für unbedenklich erklärt hat.
Die Zeit wird knapp
Zwar sollte vorerst nur über Anbau und industrielle Verwertung abgestimmt werden. Dennoch halte er es für besser, dass die Mitgliedsstaaten noch Zeit haben, diese zusätzlichen Erkenntnisse zu bewerten, meinte der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel beim letzten Treffen unter seinem Vorsitz. Diesem Vorschlag stimmte Österreich vollkommen zu.
Doch die Zeit für die Entscheidung wird knapp. Können die Minister bis 11. September keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen die Zulassung finden, kommt die EU-Kommission zum Zug. Die folgt gerne den Empfehlungen der EFSA und könnte grünes Licht geben.