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Vor allem Fragen der EU-Osterweiterung standen im Mittelpunkt der Gespräche, die Bundespräsident Thomas Klestil Freitag anläßlich seines Arbeitsbesuches in Budapest mit seinem ungarischen | Amtskollegen Arpard Göncz, Ministerpräsident Viktor Orban und Außenminister Janos Martonyi führte. Österreich habe die EU-Erweiterung zu einem der Schwerpunkte seiner EU-Präsidentschaft gemacht, | betonte Klestil.
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Der Bundespräsident unterstrich, daß die EU-Osterweiterung langfristig auch für Österreich ein wichtiger und vitaler Schritt sein wird. Sein Beitrag zur österreichischen EU-Präsidentschaft sei es,
zu mehr Verständnis für die EU-Erweiterung sowohl in Österreich, als auch bei den Beitrittskandidaten beizutragen. Die EU-Erweiterung bringe für ganz Europa mehr Stabilität, Sicherheit und Wohlstand.
Man müsse die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen, müsse aber auch auf die Vorteile hinweisen. Ähnlich argumentierte Göncz, der nicht glaubt, daß es nach einem EU-Beitritt seines Landes eine Welle
von Ungarn geben wird, die in Österreich arbeiten wollen und · so Göncz wörtlich · "den Österreichern das Brot wegessen".
Klestils Reise nach Budapest war der Auftakt zu einer Reihe von Arbeitsgesprächen, in den EU-Beitrittsländern. Weitere Visiten in Polen, Tschechien und Slowenien werden folgen. Sie dienen der
Vorbereitung eines Gipfeltreffens mit den Beitrittskandidaten, an der auf EU-Seite, auch Deutschland und Italien teilnehmen werden.
Klestil wies darauf hin, daß es auch gegen den seinerzeitigen EU-Beitritt Österreichs und seinen Beitritt zur Währungsunion kritische Stimmen in Österreich gegeben hat. Gerade die Auswirkungen der
russischen Krise aber zeigen, wie wichtig das gewesen sei. Die Währungen jener Länder, die zur Währungsunion gehören, sei stabil geblieben, in den Nichtteilnehmerländern habe sie hingegen
nachgegeben.
Mit Ministerpräsident Orban habe er ein gutes, sachbezogenes Gespräch geführt, sagte Klestil und er freue sich schon auf dessen Besuch in Wien, der im September stattfinden wird.
Göncz meinte, auf die russische Krise angesprochen, daß er zuversichtlich sei, daß Rußland auf Reformlinie bleibt und daß er nicht glaube, daß es in Moskau einen Weg zurück in die Vergangenheit gibt.
Abschließend wies Klestil auf die guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ungarn und Österreich hin. Ungarn sei auf dem österreichischen Exportmarkt, bereits das drittwichtigste Land, umgekehrt
ist Österreich für die Ungarn das zweitwichtigste Exportland geworden. Die enge wirtschaftliche Verflechtung drücke sich auch in rund 7.000 Joint-Ventures aus.