Zum Hauptinhalt springen

EU-Parlament forciert Frauenquote

Von WZ-Korrespondentin Martyna Czarnowska

Politik

Weiblicher Anteil in Aufsichtsräten soll bis 2020 auf 40 Prozent wachsen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Brüssel/Straßburg. Mehr Frauen in Topjobs: Was etliche Politiker, aber auch Unternehmen als Wunsch deklarieren, wollen EU-Abgeordnete zu einer Verpflichtung machen. Bei seiner Plenarsitzung in Straßburg sprach sich das Parlament mit breiter Mehrheit für einen entsprechenden Gesetzesvorschlag aus. So sollen bis zum Jahr 2020 in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen 40 Prozent Frauen sitzen. Derzeit liegt ihr Anteil in Europa nicht einmal bei 18 Prozent.

Die Mandatare wollen Firmen auch zu einer gleichmäßigeren Verteilung von Männern und Frauen in Führungsgremien bringen, indem bei gleicher Qualifikation die Personen berufen werden sollen, die im Aufsichtsrat unterrepräsentiert sind. Kleine und mittlere Betriebe sind von den Vorgaben ausgenommen, wenn sie weniger als 250 Menschen beschäftigen und einen geringeren Jahresumsatz als 50 Millionen Euro haben.

Ursprünglich waren die Pläne, die die EU-Kommission zur Einführung der Frauenquote hatte, ambitionierter. Diese wird nun lediglich indirekt eingeführt, und welche Sanktionen es bei Verstößen geben soll, dürfen die Länder selbst festlegen. "Es sollen objektive Kriterien zur Anwendung kommen", erklärte die SPÖ-Abgeordnete Evelyn Regner, die auch die zuständige Berichterstatterin für das EU-Parlament ist. Wie Justizkommissarin Viviane Reding freute sie sich über einen wichtigen Schritt für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Transparenz.

Diese Argumente überzeugen etliche Staaten aber nur wenig. Elf Mitglieder blockieren nämlich eine Verständigung unter den Ländern. Das könnte sich allerdings nach einem Meinungsumschwung in Deutschland ändern. Dort ist derzeit in den Koalitionsverhandlungen die Rede von einem 30-prozentigen Frauenanteil bis 2016. Österreich wiederum wollte diesen noch heuer auf ein Viertel erhöhen in Unternehmen, an denen der Bund zur Hälfte oder mehr beteiligt ist.

Einwände gegen die Quote gibt es aus Wirtschaftskreisen. Etliche Unternehmen würden lieber auf Freiwilligkeit und eigene Programme zur Frauenförderung setzen - auch auf unteren Ebenen. So gelte es, Stereotypen schon bei der Berufswahl zu durchbrechen.

Budget 2014 bewilligt

Mehr Einigkeit zwischen dem EU-Parlament und den Ländern gibt es bei einem anderen Thema: Das Budget für die Union 2014 ist fixiert. Die Abgeordneten stimmten für Ausgaben in Höhe von 135,5 Milliarden Euro.