Nemsic attackiert Telekom-Regulierung. | Personalabbau angekündigt. | Wien. Die Senkung der Auslands-Roaming-Tarife durch die EU stößt Telekom AustriaGeneraldirektor Boris Nemsic sauer auf.
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Vor dem Sommer hatte die EU-Kommissarin Viviane Reding, zuständig für den Telekommunikationsbereich, eine Reduktion der Auslandtarife für Mobilfunkanbieter innerhalb der Union durchgesetzt.
Doch den Konsumenten dürften günstigere Telefonate aus dem Urlaubsort doch kein so großes Anliegen gewesen sein: Bei der Telekom hätten bisher nur 70.000 der insgesamt 3,6 Mio. Kunden (das sind nur rund 1,9 Prozent) die Möglichkeit zur vorzeitigen Umstellung auf den ab Ende September vorgeschriebenen EU-Roaming-Tarif genutzt. "Eine gute PR-Aktion von Frau Reding", resümierte Nemsic. Kritik übte er auch an der heimischen Telekom-Kontroll-Kommission. Die Preisvorgaben an die Telekom seien die strengsten in Europa. "Der Regulator geht davon aus, dass wir um 40 Prozent effizienter arbeiten könnten als der Rest Europas. Die entsprechenden Modelle sind jedoch schlichtweg falsch", so Nemsic.
Für das Gesamtjahr rechnet die Telekom, dass sich die Einführung der internationalen Roaming-Tarife mit rund 20 Mio. Euro auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auswirken wird.
Höhere Gebühren
Auch die zweite Sparte der Telekom, die Festnetztelefonie, sei von ungerechtfertigte Belastungen betroffen. Die Telekom zahle für das Durchstellen von Gesprächen aus dem Festnetz an die Mobilfunker pro Jahr 90 Mio. Euro mehr als sie von den Mobilfunkern für Gespräche vom Handy zum Festnetz erhalte. Daher fordert Festnetz-Chef Rudolf Fischer für seinen Bereich eine Gebühren-Anhebung .
Finanziell steht die Telekom Austria Group auf soliden Beinen. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr 2007 um 1,1 Prozent auf 2,35 Mrd. Euro, da höhere Umsatzerlöse aus den internationalen Beteiligungen Rückgänge im Inland auffingen. Das Ebitda ist in der ersten Jahreshälfte um 4,3 Prozent auf 939,6 Mio. Euro gesunken. Im zweiten Quartal lag der Ebitda-Rückgang jedoch nur bei 2,7 Prozent.
Als Ursache dafür nannte der neue Finanzvorstand des Konzerns, Hans Tschuden, Anlaufkosten für den operativen Betrieb der noch jungen Tochterfirmen in Serbien und Mazedonien. Innerhalb der nächsten drei Jahren will der Konzern seine Kommunikationsnetze auf internetbasierte IP-Technologie umstellen. Allerdings mache diese Neuerung dann jährlich knapp 400 Mitarbeiter entbehrlich. Der Betriebsrat lehnte in einer ersten Stellungnahme Personalabbau kategorisch ab und drohte mit Betriebsversammlungen.
Die Telekom Austria geht mit einen finanziellen Polster (aus Cash-Flow und Verschuldungspotenzial) von über 4,2 Mrd. Euro in die nächsten vier Jahre, sagte Tschuden. Davon werden 1,4 Mrd. Euro zwischen 2007 bis 2010 als Dividende ausschütten. Der Rest sei für Zukäufe reserviert. Im Focus steht die Übernahme der BH-Telecom in Bosnien. Gelingt diese aber nicht, will sie überschüssige liquide Mittel bis April 2009 für den Rückkauf von Aktien im Ausmaß bis zu zehn Prozent des Grundkapitals verwenden.