Zum Hauptinhalt springen

EU sagt Roaming den Kampf an

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv
Der Schreck über die Telefonrechnung nach einem Auslandsaufenthalt soll in Zukunft geringer ausfallen, wünscht sich die Kommission. Foto: BilderBox

Reding: Bei Handytelefonaten EU-weit die Preise von daheim. | Keine Gebühren für angenommene Gespräche. | Brüssel. Wenn es nach Telekomkommissarin Viviane Reding geht, stehen Mobilfunkanbietern harte Zeiten bevor. Die Preise für Auslandsroaming seien "viel zu hoch", sagte sie gestern, Dienstag. Daran hätten auch eindringliche Appelle an die Telekomunternehmen seit September 2005 nichts geändert. Die Gebühren, die anfallen, wenn ein Handytelefonierer das Netz eines Anbieters im EU-Ausland nutzt, seien seit damals weitgehend gleich geblieben oder sogar noch gestiegen. Zwischen 0,20 Euro und 13,08 Euro müsse derzeit für vier Minuten Auslandsgespräch bezahlt werden. Im ersten Fall telefoniert ein Finne aus Schweden nach Hause, im zweiten ein Malteser aus Lettland.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Den Mobilfunkanbietern "bereitet es offenbar Schwierigkeiten, meine Botschaft zu verstehen", sagte Reding. Mit der neuen Verordnung will sie jetzt "den Binnenmarkt auch für den Telekombereich Realität werden lassen" und die "völlig ungerechtfertigten" Aufschläge beim Auslandsroaming eliminieren. Die Kommissarin will Passivgebühren für angenommene Anrufe komplett abschaffen. Derzeit müsse etwa ein Brite, der in Slowenien ein Gespräch annimmt bis zu sieben Euro für vier Minuten bezahlen.

Ein Taxi rufen zum gleichen Preis

Für Telefonate im EU-Ausland sollen dieselben Tarife gelten, wie im Heimatland. Ruft man also mit einem Handy mit österreichischem Vertrag in Madrid ein Taxi, soll das genauso viel kosten, wie in Wien ein Taxi zu rufen. Wer etwa von einer Dienstreise die Familie zu Hause anruft, sollte den Auslandstarif des eigenen Anbieters bezahlen. "So kennt jeder Verbraucher den Preis für sein Telefonat", erklärte Reding. Darüber hinaus sollen die Großhandelspreise, die Telekomunternehmen einander für die Nutzung ihrer Netze verrechnen, an die tatsächlichen Kosten angenähert werden. Diese Ersparnisse müssten an die Verbraucher weiter gegeben werden, was heute trotz Vereinbarungen im Großhandel nicht passiere.

In Österreich seien die Kosten für das Auslandsroaming besonders in neuen Mitgliedsstaten zu hoch. Bis zu sechs Euro kosten vier Minuten. Aber auch etwa von Griechenland kostet der Anruf daheim den A1-Kunden 6,40 Euro mit dem griechischen Partner TIM. Mit T-Mobile-Vertrag fallen nur 3,40 Euro im selben Netz an. Passiv liegen die Kosten zwischen 1,5 und 2,9 Euro.

Dass die Telekomunternehmen als Reaktion die Preise auf den nationalen Märkten erhöhen werden, glaubt Reding nicht. Dort hätte es durch den Wettbewerb Preissenkungen von bis zu 70 Prozent gegeben. Vielmehr könne der Verbraucher künftig in jenem EU-Land einen Vertrag abschließen, der die niedrigsten Gebühren anbietet. "Das ist der Binnenmarkt", meinte Redings Sprecher. Die Kommissarin hofft, die Verordnung noch vor Sommer 2007 von den Mitgliedsstaaten und dem EU-Parlament bestätigt zu bekommen.

Aktiv- und Passivgebühren für Auslandsroaming in der EU: http://europa.eu.int/information_society/activities/roaming/index_en.htm