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EU-Kommission: Kernkraft wichtig für den Klimaschutz. | Investitionen sollen erleichtert werden. | Brüssel. Seit Zwentendorf ist mit Atomkraft in Österreich kein Staat mehr zu machen. Doch die EU giert nach Energiequellen, die wenig CO2 in die Luft blasen. Neben Wind, Sonne, Wasser und Biomasse bietet sich die Kernspaltung geradezu an. Und Brüssel ist mehr als bereit, dieses Angebot anzunehmen, wie aus einem Entwurf eines Strategiepapiers der EU-Kommission hervorgeht, das am Donnerstag vorgestellt werden soll.
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"Atomkraft spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel", heißt es in dem Papier, das der "Wiener Zeitung" vorliegt. "Bereits jetzt erzeugt sie zwei Drittel der CO2-freien Energie in der EU." Atomenergie sei "eine der wirtschaftlichsten Energiequellen, kaum durch Änderungen der Brennstoffpreise gefährdet, und schützt daher die EU-Wirtschaft gegen Schwankungen der Rohstoffpreise." Auch die Energieversorgungssicherheit werde erhöht, weil Uran in geopolitisch stabilen Regionen weithin verfügbar sei.
Die Bedenken der allgemeinen Öffentlichkeit über nukleare Sicherheit und Abfallmanagement sollten auf EU-Ebene angesprochen werden. Durch möglichst einheitliche Standards und Lizenzen könnten die Investitionen in Atomkraftwerke in jenen Mitgliedsstaaten erleichtert werden, die daran interessiert seien.
Denn die Stromerzeugung in der EU werde bis 2020 um bis zu 28 Prozent steigen, schreiben die Brüsseler Beamten. Der Anteil der Kernenergie würde aber von 30 auf bis zu 21 Prozent zurückgehen - und das, obwohl bereits einige neue Kraftwerk in Planung sind sowie zahlreiche Anlagen länger als geplant laufen sollen.
Umweltschützer dagegen
Daher müsse dem Bau neuer Kraftwerke und/oder der längeren Nutzung von "alternden Anlagen" jetzt erhöhte Aufmerksamkeit zukommen, findet die EU-Kommission. Dabei sei die Verlängerung der Nutzungsdauer kosteneffizienter als der Neubau. "Die strategischen Investitionen für die Stromerzeugung werden Auswirkungen auf die CO2-Emissionen und die Versorgungssicherheit für Jahrzehnte haben", heißt es in den Schlussfolgerungen.
Diesen Satz kann Greenpeace an sich unterschreiben, inhaltlich sehen die Umweltschützer die Lösung aber ganz wo anders: "Jeder Dollar, der in Atomkraft investiert wird, ist ein Dollar, der wirklichen Lösungen gegen den Klimawandel gestohlen wird", steht in einem diesbezüglichen Positionspapier. Das Geld solle besser in den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und in Energiesparmaßnahmen fließen.