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Die Schwarmintelligenz der EU-Regierungschefs ist nicht besonders ausgeprägt. Das zeigte sich besonders deutlich am Beispiel Griechenland. Schwammige Formulierungen beim EU-Frühjahrsgipfel Ende März verschärften das Verschuldungsproblem des südeuropäischen Landes noch. Jetzt plötzlich gibt es eine Lösung.
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EU und Währungsfonds rücken zur größten Rettungsaktion aus, die es jemals für ein Land gegeben hat, 45 Milliarden Euro werden bereitgestellt - vorerst einmal. Zwei Drittel des Kredites, also 30 Milliarden, kommen von den Euro-Ländern.
Die wirtschaftliche Realität - an dieser Stelle öfters beschrieben - hat sich wieder einmal als stärker erwiesen als die Politik. Denn die Gefahr eines griechischen Zusammenbruchs wirkte wie ein Entzündungsherd, der sich immer weiter ausbreitete: Die griechischen Banken wurden angesteckt. Länder wie Serbien und Bulgarien, in denen griechische Unternehmen heftig investiert sind, wurden angesteckt. Deutsche, Schweizer, französische und auch österreichische Banken, die den Griechen viel Geld geliehen hatten, drohten angesteckt zu werden. Börsen und Euro waren schon infiziert.
Europäische Zentralbank und EU-Kommission stellten vorige Woche diese Diagnose - die Milliarden-Hilfe wird nun als Antibiotikum eingesetzt. Am Ende musste Europa agieren, weil es erkannte, dass es nicht mehr aus 27 Einzelgängern besteht, sondern wie ein Nahrung suchender Schwarm auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet ist.
Dass ausgerechnet jene Politiker und Ökonomen, die diese Vernetzung gefördert hatten, am lautesten gegen die EU-Hilfe für Griechenland wetterten, verwundert. Es ist unmöglich, einen Binnenmarkt zu konstruieren, länderüberschreitende Investitionen zu fördern und das mit einzelstaatlichen Entscheidungen zu unterlegen.
Es waren europäische Institutionen und in der Folge die Euro-Finanzminister, die jene Intelligenz aufbrachten, Griechenland im EU-Schwarm halten zu können.
Das nächste Mal sollten halt die Regierungschefs auch so weit sein. Denn das Frühjahrsgipfel-Beispiel war so abschreckend, dass potenzielle Euro-Kandidaten in Osteuropa ihre Schwärmerei für die gemeinsame Währung vorerst eingestellt haben.