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EU setzt auf die "Hebelfunktion" der Kreativwirtschaft

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft
Damit die Kreativität nicht in den Kinderschuhen stecken bleibt, will die EU die Branche unterstützen. Foto: bb

Kommission überlegt neue Förderungen. | Internet als Chance und Gefahr. | Brüssel. Die EU-Kommission will verstärkt auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft setzen. Diese sorge für fünf Millionen Arbeitsplätze in der EU, erklärte Kulturkommissarin Androulla Vassiliou bei der Präsentation eines Diskussionspapiers.


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Der Sektor sei nicht nur für die kulturelle Vielfalt in der Union unverzichtbar, sondern auch dynamischer als viele andere Branchen.

Allein in den Jahren 2000 bis 2005 sei die Kreativwirtschaft um rund zehn Prozent gewachsen. Doch noch sei das Potential bei weitem nicht ausgereizt, sagte die Zypriotin.

Schließlich gebe es eine Hebelfunktion für andere Wirtschaftsbereiche; die Industrie brauche etwa gute Designer für ihre Produkte, um sie von der Konkurrenz abzuheben und wettbewerbsfähiger zu werden.

Zudem habe die Digitalisierung und Globalisierung der Wirtschaft zwar neue Märkte und Möglichkeiten geschaffen. Damit kämen aber auch neue Probleme wie Urheberrechtsverletzungen im Internet auf die Kreativen zu.

Von Kunst über Design bis zum Videospiel

Zu der Branche zählt die Kommission einen weiten Fächer an Bereichen wie darstellende und angewandte Kunst, Kulturerbe, Film, Fernsehen, Radio, Musik, Verlagswesen, Videospiele neue Medien, Architektur, Design, Modedesign und Werbung. In vielen dieser Branchen ist der Anteil von Einpersonen-Unternehmen oder Kleinstbetrieben überdurchschnittlich hoch. Deren Zugang zu Kapital soll jetzt verbessert und vereinfacht werden. Die Kommission will Möglichkeiten erforschen, wie die Kreativen gezielt gefördert und inspiriert werden könnten.

Denn immerhin sechs Milliarden Euro umfasst das Kulturbudget der Union im laufenden EU-Finanzrahmen von 2007 bis 2013.

Ein besonderes Augenmerk im Kreativbereich liegt auf dem verbesserten Schutz des geistigen Eigentums. Nach einer Studie der französischen Beraterfirma Tera verliert die Branche durch den illegalen Download von Filmen und Musik aus dem Internet pro Jahr rund zehn Milliarden Euro und etwa 200.000 Arbeitsplätze. Bis zum Jahr 2015 könnte ein Schaden von 56 Milliarden Euro und der Verlust von 1,2 Millionen Arbeitsplätzen drohen.

Die Berater gehen allerdings von anderen Zahlen aus als die EU-Kommission. Laut ihrer Untersuchung erwirtschaftet die Kreativwirtschaft in der EU 862 Milliarden Euro pro Jahr und gibt 14,6 Millionen Menschen Arbeit.

Mit der Vorstellung des sogenannten Grünbuchs der Kommission zur Kreativwirtschaft werde die Diskussion auf europäischer Ebene intensiviert und konkretisiert, lobt Gertraud Leimüller, Vorsitzende der creativ wirtschaft austria: "Originalität, Innovation und Kreativität sind die Bereiche, mit denen Europa im globalen Wettbewerb der Zukunft entscheidende Punkte machen kann."

Notwendig seien Rahmenbedingungen, die das unternehmerische Wachstum der Kreativen förderten. Allein in Österreich zählten etwa 33.000 Betriebe mit rund 112.000 Arbeitnehmern zur Kreativwirtschaft.

Die öffentliche Konsultation läuft bis Ende Juli. Details unter http://ec.europa.eu/culture/our-policy-development/doc2577_de.htm