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Noch vor zwei bis drei Jahren waren viele Staaten schnell zur Stelle, wenn es darum ging, in Schieflage geratene Banken vor dem Zusammenbruch zu retten. Ein massiver Geldeinsatz war damals nötig, um zu verhindern, dass das gesamte Finanzsystem kollabiert. Doch jetzt zieht die Schuldenkrise ihre Kreise und die meisten Staaten sind knapp bei Kasse. Im Fall neuer Schieflagen im Bankensektor würden wohl die Mittel fehlen, um nochmals teure Feuerwehraktionen zu starten.
Genau das macht Moody’s große Sorgen. Die US-Ratingagentur hat deshalb 87 Banken in 15 europäischen Ländern ins Visier genommen. Ihnen droht eine Herabstufung des Ratings bei nachrangigen Schulden - konkret bei Anleihen, die sie selbst begeben haben. Moody’s vermutet, dass die betroffenen Institute im Notfall zu wenig Rückhalt von ihren Regierungen hätten. Gläubiger könnten dann zu Schaden kommen, so die Befürchtung.
Auf dem Prüfstand der Amerikaner stehen vor allem Banken aus Spanien, Italien, Frankreich und Österreich. Sogar Geldinstitute aus Norwegen und der Schweiz nimmt Moody’s unter die Lupe, keine aber aus Deutschland. Jene Banken, die geprüft werden, müssen nun damit rechnen, dass die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit bei nachrangigen Schuldpapieren um bis zu zwei Stufen nach unten gesetzt wird. Kommt es tatsächlich so, müssten diese Geldhäuser höhere Zinsen zahlen, wenn sie neue Anleihen emittieren.
In Österreich selbst könnte die Refinanzierung künftig gleich für neun Banken teurer werden. Untersucht wird der Status nicht nur bei den drei Größten des Landes, Erste Group, Raiffeisen Bank International und Bank Austria (deren relativ starkes Osteuropa-Engagement kritisch gesehen wird), sondern auch bei der Volksbanken-AG (nebst Investkredit), Bawag, Kommunalkredit sowie den Hypobanken in Tirol und Vorarlberg. Nicht dabei ist die notverstaatlichte Hypo Alpe Adria, weil sie vorerst keine neuen Anleihe-Emissionen plant.
Dass Moody’s diesmal bei den Banken aktiv wird (und das großflächig), ist wohl Folge der anhaltenden Verunsicherung bei Investoren. Solange die EU-Politik nur herumdoktert, ohne die Schuldenkrise zu lösen, werden die Märkte weiterhin in jede Richtung spekulieren. Und das wird mit Blick auf den Stress, den Brüssel erzeugt, auch die Ratingagenturen immer wieder auf den Plan rufen.