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Attacken werden sich nach Monsunsaison verstärken. | Admiral: "Wir bräuchten hunderte Kriegsschiffe." | Brüssel. Die EU und die Nato erwarten durch das Ende der Monsunsaison wieder verstärkte Piratenangriffe im Golf von Aden und vor der Ostküste von Somalia. Als Gegenrezept soll der Militäreinsatz verstärkt und nach neuen Verbündeten in der Region gesucht werden. Da der gegenwärtige Nato-Einsatz im Juni ende, werde derzeit an einer längerfristigen Präsenz gefeilt, sagte Nato-Sprecher James Appathurai.
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Der scheidende Kommandant des EU-Anti-Pirateneinsatzes "Atalanta", der britische Admiral Philip Jones, betonte, dass neben Kenia noch andere Staaten gefunden werden müssten, wo gefangengenommene Piraten vor Gericht gestellt werden könnten. Zudem müsse das Einsatzgebiet ausgeweitet werden, die Seeräuber sollten künftig bis zu den Seychellen gejagt werden. Der Inselstaat habe bereits Interesse an einer Kooperation angemeldet.
Feilen an Bedingungen
Die Strafverfolgung sei "kein einfaches Thema", räumte auch Appathurai ein. So müssen etwa US-Kriegsschiffe Sonderkommandos der Küstenwache an Bord haben, welche die Verhaftungen durchführen, was die Marinesoldaten rechtlich nicht dürfen. Derzeit werde an den Einsatzbedingungen für den Folgeeinsatz gefeilt, erklärte er. Je ein Kriegsschiff aus den USA, den Niederlanden, Kanada, Portugal und Spanien kreuzen derzeit in der Region. Die EU habe durchschnittlich rund sieben Schiffe im Einsatz, erzählte Jones. Im letzten halben Jahr seien im Rahmen von "Atalanta" 52 Piraten gefangen genommen worden. Von den registrierten 102 Piratenangriffen seien 31 erfolgreich gewesen.
Vor den Piratennestern in Somalia werden allerdings immer noch mindestens 19 Schiffe und ihre Besatzungen festgehalten. Bei der Freilassung fließt fast immer Lösegeld. Inzwischen sollen sich die Freibeuter schon darauf verlegen, die Fracht der Schiffe zu verkaufen, wenn ihnen die Lösegeldverhandlungen zu lange dauern.
Mit dem Golf von Aden haben sie mit jährlich rund 20.000 passierenden Schiffen eine der wichtigsten Handelsrouten der Erde im Visier. So entsteht auf der Anti-Piraten-Front eine kuriose Zweck-Allianz: Neben den Nato- und EU-Fregatten kreuzen auch die russische, die chinesische und die indische Marine in der Region. Als Neuzugang hat sich zuletzt der Iran angemeldet, der für fünf Monate zwei Kriegsschiffe schicken will.
Stoppen wird der Aufmarsch die neue Piraterie vor Somalia aber wohl kaum können. "Um alle Handelsschiffe zu beschützen, bräuchten wir hunderte Kriegsschiffe", räumte Admiral Jones ein. Langfristig müssten Somalia selbst und die Länder der Region das Problem wohl selbst in den Griff bekommen. Doch das zeichnet sich nicht ab: Präsident Scheikh Sharif Ahmed, ein sogenannter moderater Islamist, hat zurzeit andere Sorgen.