Nur Grund- kenntnisse bei 80 Millionen Europäern. | Leseschwäche und fehlende Abschlüsse Hauptprobleme. | Brüssel. Um das Bildungsniveau in der EU sieht es schlecht aus. 80 Millionen Menschen verfügten lediglich über schulische Grundkenntnisse, bedauerte Bildungskommissar Jan Figel gestern, Donnerstag. Bei der Verringerung der Leseschwäche, der Anzahl der Schulabbrecher und der Steigerung der Zahl von Absolventen einer höheren Schule sei es praktisch auszuschließen, dass die EU-Ziele für 2010 erreicht werden, hieß es in Kommissionskreisen. Überdurchschnittlich schlecht ausgebildet seien Migranten.
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Zwar stellte Figel klar, dass Bildung weiterhin rein nationale Kompetenz sei. Er zähle jedoch auf den Lernprozess der Mitgliedsstaaten. Schließlich wirke sich die Bildung direkt auf den späteren Erfolg im Berufsleben aus.
Besonders ernüchternd sind die Zahlen für die Leseschwäche: Sollten 2010 eigentlich nur mehr höchstens 17 Prozent der europäischen Schüler Probleme beim Lesen haben, so stieg der Anteil seit 2000 um 2,8 Prozentpunkte auf 24,1 Prozent im Jahr 2006. Nur 78,1 Prozent der 20- bis 24-Jährigen verfügten darüber hinaus 2007 über einen höheren Schulabschluss wie Matura oder eine fertige Berufsausbildung. 85 Prozent sollten es in zwei Jahren sein. Zu hoch bleibt auch die Zahl der 18- bis 24-jährigen Schulabbrecher (14,8 Prozent). Zehn Prozent waren bis 2010 angepeilt.
Verbessern will die Kommission speziell die Ausbildung von Migrantenkindern. In ihrem Diskussionspapier zum Thema weisen Figels Beamte darauf hin, dass Kinder mit großen Unterschieden bei Sprache und Kultur zwischen Familie und Schule in ihrem Ausbildungsstand im Schnitt ein bis zwei Jahren zurücklägen. In manchen Ländern wie Deutschland oder Österreich sei die Situation bei der zweiten Generation der Zuwanderer noch schlimmer.
Warnung vor Selektion
Um dem entgegenzuwirken, warnt Brüssel vor einer frühzeitigen schulischen Selektion schon nach der Volksschule. Dadurch werde die Integration zusätzlich behindert, es ergebe sich eine "Spirale nach unten". Weitere Schwerpunkte laut Kommission: verstärkte Vorschulbildung, intensiver Sprachunterricht und begleitende Maßnahmen wie gemeinsame Aktivitäten mit den Familien oder Tutoren - also Lehrern oder Studenten, die Migrantenkinder auf ihrem schulischen Weg begleiten.