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EU vergeudet bei Energie Milliarden

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Umweltfreundliche Gebäude und neue Produkte notwendig. | EU-Vorschläge für sichere Versorgung mit Energie. | Brüssel. Noch feilen die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament fieberhaft an der Umsetzung der EU-Klimaschutzziele. Da wird die EU-Kommission bereits am kommenden Donnerstag das nächste Energiepaket präsentieren: Um die Versorgungssicherheit zu erhöhen, setzt es EU-Gesetzesvorschläge für mehr Energiesparen - die Energieeffizienz von Gebäuden soll forciert und die Kennzeichnung energiesparender Produkte verbessert werden. Ein besonderer Fokus der EU-Außenpolitik soll auf Energiefragen gelegt werden. Das geht aus Entwürfen der Kommissionsvorschläge hervor, die der "Wiener Zeitung" vorliegen.


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Denn die Maßnahmen zur Erzielung von 20 Prozent weniger CO2-Ausstoß und mindestens 20 Prozent Anteil an Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse bis 2020 werden gerade unter größten Mühen in EU-Gesetzestexte gepresst.

Beim dritten großen Ziel, der Reduzierung des Energieverbrauchs um 20 Prozent, hinkt die EU noch hinterher. Dabei winkt ab 2020 eine jährliche Ersparnis von mindestens 220 Mrd. Euro im Fall eines Erfolgs. Und obwohl die Energieeffizienz auch hilft, das CO2-Reduktionsziel zu erfüllen, könnten mit den bisherigen Schritten bestenfalls 13 Prozent eingespart werden, warnt die Kommission.

Abhilfe soll eine Verschärfung der Energieeffizienzanforderungen für Gebäude schaffen, in die rund 40 Prozent der Energie fließen. Dabei seien durch bessere Gebäudedämmung und moderne Systeme zum Heizen und Kühlen bis zu 30 Prozent Einsparung möglich, was elf Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Union bedeutete. Gut die Hälfte davon wäre durch die Umsetzung des neuen EU-Gesetzesvorschlags hereinzuholen, heißt es in den Unterlagen.

Autos mit geringerem CO2-Ausstoß

Als weiteren Schritt beabsichtigt die Kommission, die Etikettierung von umweltfreundlichen Produkten auszuweiten. Sie folgt damit der sogenannten Öko design-Richtlinie, die laut einem bereits im Juli vorgelegten Vorschlag erweitert werden soll.

Dadurch könnte der EU-Energieverbrauch bis 2020 um weitere 2,25 Prozent reduziert werden, meinen die Brüsseler Beamten. Ein weiteres Achtelprozent will die Kommission mit der Förderung von Leichtlaufreifen für Pkw einsparen. Das soll auch dabei helfen, die CO2-Emissionen von Neuwagen bis 2012 auf 120 Gramm pro Kilometer herunterzufahren.

Doch selbst bei Umsetzung aller Energiesparmaßnahmen, Anwendung neuer Technologien und der Aufstockung der erneuerbaren Energien bleibt die EU bis auf weiteres von fossilen Brennstoffen abhängig. Deren Importanteil beträgt nach Angaben der Kommission heute 54 Prozent, was rund 440 Mrd. Euro pro Jahr kostet. Viele Mitgliedsstaaten seien darüber hinaus gerade beim Gas zu 100 Prozent von einem Lieferanten abhängig. Allein 42 Prozent der Gasimporte kommen aus Russland.

Um die Versorgung aller Mitgliedsstaaten der EU bei Versorgungsengpässen zu gewährleisten, schlägt Brüssel Vorschriften für transparentere Ölnotreserven und eine gewisse Solidarität bei der Nutzung der Gasvorräte vor.

Gleichzeitig soll die Energieversorgung einen wesentlichen Stellenwert in den Beziehungen mit den Lieferländern einnehmen. Gerade mit Russland ringt die Union gerade über die Wiederaufnahme von Verhandlungen über ein entsprechendes Grundsatzabkommen.

Wissen: Sparsame Gebäude

Seit 2002 müssen Häuser in der EU Energieeffizienzkriterien entsprechen. Allerdings hat so gut wie kein Land das EU-Gesetz rechtzeitig umgesetzt, in Österreich gilt es für alle Häuser erst ab 1. Jänner 2009.

Mit der geplanten Neuregelung sollen die Mitgliedsstaaten nicht nur bei Neubauten sondern auch bei allen wesentlichen Renovierungen Mindestenergiesparstandards einführen.

Bisher waren Häuser mit einer Nutzfläche von weniger als 1000 Quadratmeter Fläche und damit 72 Prozent des Bestandes in der EU ausgenommen. Das erforderte zwar von den Bauherren rund acht Milliarden Euro mehr Investitionen. Bis 2020 soll die Einsparung von Heizkosten im Wert von rund 25 Milliarden das allerdings bei weitem wettgemacht haben.

Darüber hinaus erwartet die EU-Kommission bis dahin bis zu 450.000 neue Arbeitsplätze durch die Revision der Richtlinie, vor allem im Baugewerbe. Zusätzlich sollen die EU-Länder Aktionspläne für die Förderung von Niedrigenergiehäusern ausarbeiten, die Anforderungen könnten die Länder selbst berechnen.